19.9.06
Crank
USA 2006 (Crank) Regie: Mark Neveldine, Brian Taylor mit Jason Statham, Amy Smart, Jose Pablo Cantillo 88 Min. FSK: k.J.
Wenn du stoppst, stirbst du! Das könnte eine philosophische Maxime unserer hektischen Zeit sein. Oder der Clou eines Films. Man könnte eine Bombe unter einen Bus platzieren, der nicht langsamer als 50 fahren darf ... Hatten wir schon? Dann machen wir einen aufstrebenden Action-Star zur rasenden Zeitbombe: Chev Chelios ("Transporter" Jason Statham) bekam einen "Peking Cocktail" injiziert, der ihn umbringt, sobald sein Herz zu langsam schlägt. Auf der Suche nach einem Gegenmittel und seinen Mörder braucht Chev also dauernd Aufputschmittel und Adrenalin-Schübe. Damit ist das Prinzip des Films klar. Die rastlose Dramaturgie auf Speed auch. Die Regie-Neulinge Mark Neveldine und Brian Taylor toppen den rasenden Wutausbruch noch mit aggressivem Stil. Hektische Schnitte, besser Sprünge genannt, originelle Perspektiven, die Ortswechsel werden mit Satellitenaufnahmen a la Google-Maps beschleunigt ... der Rausch des Protagonisten soll sich auf das Publikum übertragen.
Die Handlung passt auf einen Bierdeckel - war das nicht schon öfter das Erfolgsrezept: Beim bösen Erwachen muss Chev auf seinem eigenen DVD-Player sehen, wie ihm der kleine, sadistische Kahlkopf Ricky eine Spritze in den Hals jagt. Der tödliche Cocktail zwingt ihn, den Puls immer schön hoch zu halten, dann kann er vielleicht noch ein paar Stunden überleben. Genug Zeit um die Szene gründlich umzukrempeln. Und vielleicht die Freundin Eve (Amy Smart) zu finden, wegen der er eigentlich seinen Job als Killer an den Nagel gehängt hat.
Excitement. Fear. Danger. Das sind die essentiellen Bestandteile eines Actionfilm: Aufregung. Angst. Gefahr. Das braucht Chev zum Überleben. "Crank" deswegen zur Meta-Metapher für Actionfilm an sich zu machen, wäre zu viel der Ehre. Mitreißend, originell und innovativ ist immerhin.
Chev, der Adrenalin-Schub auf zwei Beinen, rast beispielsweise mit einem Untenohne-Krankenhemdchen durch die Stadt. Freihändig und stehend auf einem Polizei-Motorrad! Zwischendurch hält er die Hand ins Waffeleisen. Seine eigene wohlgemerkt, andere schlägt er gerne und ohne Gesichtsregung glatt ab. Mit der überraschend unkonventionellen Freundin treibt er es in aller Öffentlichkeit - eine lebensrettende Maßnahme! Auch sehr lehrreich für die Jugend (die den "Film ab 18" nicht sehen darf) ist die Reihe der Aufputschmittel, mit der sich Chev fit hält: Mal leert er einen Kühlschrank voll mit Red Bull, dann hilft das klassische Koks aus, bevor ein Nasenspray mit künstlichem Adrenalin uncool herhalten muss.
Wenn man nach Vorbildern für diese rastlose Figur sucht, könnte man bei kommt man mit John Boormans "Point Blank" und Lee Marvin in die Sechziger zurückgehen. Um dann irgendwann bei Hammy aus "Ab durch die Hecke" zu landen. Auch der quirlige Nager geriet mit Red Bull in den Hyperdrive. Doch eigentlich interessiert dieser Beipackzettel beim Adrenalin-Kick ebenso wenig wie Nebenwirkungen oder Folgen. "Crank" ist vor allem aggressiv kurzweilig.