26.6.22

Der beste Film aller Zeiten


Spanien, Argentinien 2021 (Competencia oficial) Regie: Mariano Cohn, Gastón Duprat, mit Antonio Banderas, Penélope Cruz, Oscar Martínez, 115 Min., FSK: ab 12

Herrlich, wie die exzentrische Regisseurin Lola Cuevas (Penélope Cruz) die beiden Super-Machos Félix Rivero (Antonio Banderas) und Iván Torres (Oscar Martínez) vorführt. Der vielfach ausgezeichnete Hollywood-Star und der elitäre Theater-Schauspieler sind bereit für einen großen Hahnenkampf. Doch vor der eigensinnigen Lesbe mit der roten Löwenmähne werden sie bald kuschen. Einiges ist skurril an diesem Filmprojekt, mit dem sich der Pharma-Millionär Humberto Suarez verewigen möchte. Für die Rechte am Roman zahlte er viel, gelesen hat er ihn nicht. So fasst Lola das Drama zweier zerstrittener Brüder zusammen. Der jüngere bringt als betrunkener Autofahrer die Eltern um, der Ältere ihn dafür ins Gefängnis. Nach der Freilassung lieben sie die gleiche Frau und glauben beide, Vater von deren Kind zu sein.

In dem ungenutzten, futuristischen Museumsbau der „Stiftung Humberto Suarez" finden sich die Schauspieler zu Leseproben ein und seit dem ersten Aufeinandertreffen schwillt ihnen der Kamm. Banderas spielt den oberflächlichen Schönling, der mit Sportwagen und Blondine angebraust kommt. Oscar Martínez ist der abgehobene Bühnen-Künstler, der den eitlen Erfolg verachtet. Während der eine Kampftechniken übt, entmutigt der andere angehende Schauspiel-Schüler- und Schülerinnen. Doch Lola lässt beide direkt auflaufen, die ersten zwei Worte „Guten Abend" müssen sie zehnmal lesen, bis sie ihr richtig vorkommen. In jeder Probe setzt die Filmemacherin die Männer unter Druck. Sie lässt sogar einen riesigen Felsen mit einem Kran hochziehen, unter dem sich die beiden setzen müssen, während sie den Text üben. Die Retourkutschen verletzter Eitelkeit lassen nicht lange auf sich warten und sind auch große Schauspielkunst.

Es werden ganz fiese Psychospielchen gespielt, wenn Lola die Preise der beiden Schauspieler schreddert, während sie wehrlos in Plastikfolie aneinandergefesselt sind. Darunter viele Goyas und eine Goldene Palme von Rivero/Banderas (2019 für „Leid und Herrlichkeit"). Aber auch die von behinderten Kindern gebastelte Figur, die Torres nach einem Unterricht erhalten hat. Vielleicht noch schmerzlicher ist eine „Kuss-Probe" mit der Darstellerin der gemeinsamen Liebe: Nach den Versuchen der Herren mit mäßigem Erfolg macht die Chefin am Set auch vor, wie Küssen richtig geht – bis die beiden Frauen eng umschlungen am Boden liegen. Verrückt und komisch, wie vieles in „Der beste Film aller Zeiten".

Im Gegensatz zum übervollen, chaotischen Skizzenbuch von Lola zeigt der Film selbst die klare Farbpalette der frühen Almodovar-Filme und immer wieder raffinierte Bild-in-Bild-Kompositionen in den riesigen Museums-Räumen. Bei einem besonderen Geständnis von Félix ist eine Kamera auf sein Gesicht gerichtet, das so gleichzeitig auf einer Riesen Leinwand hinter ihm zu sehen ist. Während die Proben auch den Film-im-Film erzählen, lernt man die vortrefflich gespielten Figuren in dieser originellen und unterhaltsamen Parodie kennen. Man lernt, dass man ihnen nichts glauben kann, dass sie immer spielen und einem was vormachen.