6.6.22

Belle


Japan 2021 (Ryu to Sabakasu no hime) Regie: Mamoru Hosoda, 121 Min., FSK: ab 12

Aus ihrem uniformen, grauen Schulalltag flieht die traurige 17-jährige Suzu in die knallbunte Cyberwelt namens „U". Ihr schillernder Avatar Belle wird dort in Minuten zur gefeierten Sängerin. Dabei hat das sehr musikalische Mädchen selbst seit dem Tod der Mutter ihre Stimme verloren. 

Außenseiterin Suzu ist nie gefährdet, den Verführungen von Popularität und digitalen Fluchten zu verfallen. Dabei sind diese wirklich fantastischen virtuellen Welten mit Belles Perlenkleidern, mit den riesigen Arenen, durch die sogar Walfische schweben, mit den unendliche Sphären das Berauschendste, was es im animierten Film seit langem zu sehen gab.

Doch es gibt in dieser Wunderwelt auch einen Störenfried: Das mysteriöse „Biest" stört den großen Auftritt von Belle und lässt sich von den Ordnungskräften weder fangen noch enttarnen. Nur Belle empfindet Mitleid mit dem Biest und folgt ihm zu seinem opulenten Schloss - womit wir endgültig bei der Hommage von Disneys „Die Schöne und das Biest" angekommen sind.

Das Meisterwerk des japanischen Regisseurs Mamoru Hosoda  („Mirai - Das Mädchen aus der Zukunft", „Der Junge und das Biest") zitiert die Tanzszene im Ballsaal, schwingt sich aber sowohl ästhetisch als auch inhaltlich zu ganz anderen Sphären auf. Während die Höhenflüge der Animationskunst Szene für Szene atemberaubend beglücken, liegt das Geheimnis der bitteren und wütenden Kreatur außerhalb des Cyberspace „U", in einer erschreckend realen Alltagswelt. Mit ihren Freunden entdeckt Suzu, dass hinter dem Avatar des Biests ein misshandelter Teenager steckt, der seinen kleinen Bruder vor dem gewalttätigen Vater schützen will.

Das wundervolle Cyber-Märchen „Belle" feierte seit seiner Premiere in Cannes 2021 einen internationalen Siegeszug. Zum Erfolg gehören die vielen Popsongs mit Hitpotential von Belle. Und tausende toller Avatare, mehr Kreaturen als zehn Jahre Disney-Film abliefern. Während im Finale ein gigantisches Konzert des Herzens schon für überbordende Gefühle sorgt, toppt nach dem ganzen Spektakel die bewegende menschliche Geschichte alles noch einmal.