26.4.22

Wolke unterm Dach


Deutschland 2021, Regie: Alain Gsponer, mit Frederick Lau, Romy Schroeder, Hannah Herzsprung, 112 Min., FSK: ab 12

Höhenangst trifft auf Flugbegeisterung. Die ersten Jahre der Ehe und der Elternschaft zwischen Fluggast und Stewardess fliegen im glücklichen Schnelldurchgang dahin, bis Julia (Hannah Herzsprung) - direkt nach einem Streit - ganz plötzlich an Hirnödem stirbt. Krankenpfleger Paul (Frederick Lau) ist von der Situation zwischen Trauer und Sorge um die Tochter Lilly (Romy Schroeder) völlig überfordert und wird selbst zum Pflegefall, ohne es sich einzugestehen. Essen brennt an, der Feuermelder spielt verrückt, das Kind schreit herzzerreißend nach einem Albtraum und es stapeln sich die unbezahlten Rechnungen. Es gäbe sicherlich noch andere Klischees für diese aus vielen Büchern und Filmen bekannte Situation des Abschieds. Aber „Wolke unterm Dach" bedient sich schon zum Start kräftig beim Repertoire.

Der überforderte Paul lässt Fantasie und Träume der Tochter als Hilfe bei der Trauerarbeit nicht zu. Denn die unterhält sich auf dem Dachboden des von Versteigerung bedrohten Hauses nicht nur rührend mit einer Wolke aus Mamas Gemälden. Julia erscheint persönlich und gibt Halt. Sowieso ist alles einfacher bei Kindern als bei verkopften Eltern: „Können wir jetzt wieder normal sein oder traurig?" fragt die Freundin. „Lieber normal, ich hasse es, traurig zu sein."

Große Freude kommt erst auf, als Paul sich wieder aufs Leben einlässt und Lillys Wishlist mit bunten Fingernägeln sowie Riesenportion Eis abfeiert. Eine alberne Eifersucht ist dann noch zu klären, in diesem jämmerlich und musikalisch überladenen Film. Bis sich alle finanziellen, emotionalen und psychologischen Probleme auf einmal auflösen und Paul sogar seine Flugangst verliert.

„Wolke unterm Dach" ist ein nicht ganz misslungener Schmonzetten-Versuch mit viel Herzschmerz und herbeigezwungener Dramatik. Der Rührfilm verlässt dabei nie den sicheren Boden des allzu Bekannten. Frederick Lau („Nightlife") macht mit rauer Stimme und traurigem Gesicht eine gute Figur. Romy Schroeder trumpft neben erstaunlicher Ähnlichkeit zur Filmmutter Hannah Herzsprung mit großer Leinwand-Präsenz auf. Nicolette Krebitz und Kida Khodr Ramadan verdienen ihr Honorar in routinierten Nebenrollen.