24.4.22

Final Account


Großbritannien, USA 2020, Regie: Luke Holland, 94 Min., FSK: ab 12

„Monster existieren, aber es sind zu wenige, um wirklich gefährlich zu sein. Gefährlicher sind die einfachen Männer, die Funktionäre, die bereit sind zu glauben und zu handeln, ohne Fragen zu stellen." Dieses Zitat des Schriftstellers und KZ-Insassen Primo Levi steht am Beginn eines eindringlichen Porträts der letzten noch lebenden einstigen Mitglieder von Hitlerjugend und Bund deutscher Mädel. Das Ergebnis von 250 Interviews und zehn Jahren Aufnahmen arbeitet auf die finale Frage hin, ob sie schuldig seien. „Wir haben gar nichts gewusst" bis zu dem Geständnis dessen, „was man sich unter der Hand" erzählt hat, zeigt sich das Spektrum einer oft schockenden Uneinsichtigkeit. Die beklemmendste Szene ist die längste, eine erschreckende Diskussion eines alten Antifa-Herren mit einem rassistischen und nationalistischen Jugendlichen.
„Final Account", des kurz nach Fertigstellung verstorbenen Filmemachers Luke Holland, ist in seiner breiten Übersicht von Tätern und aufgelisteten Konzentrationslagern notwendig, aber wesentlich weniger intensiv als der Klassiker des Genres, „Shoah" von Claude Lanzmann.