BRD, Schweiz 2019 Regie: Jürgen Brügger, Jörg Haaßengier 79 Min.
Die Katastrophen-Dokumentation „Master of Disaster" ist wie geschaffen für die Katastrophe Corona, wird aber leider ausgehebelt von eben dieser. Anschläge auf Personenzüge, Störungen der Stromnetze und andere Katastrophen. Allerdings alles nur ausgedacht und simuliert. Dann ein Blick ins Labor, wo gefährliche Stoffe untersucht werden. Anthrax ist dabei, das Coronavirus noch nicht. Zwei lustige Kerle laufen herum und denken sich Katastrophen-Szenarien aus. Wenn sie nicht wie typische deutsche Rentner aussehen würden, wären sie zehnmal verhaftet worden. Der Film startet gleich mit einer deftig blutigen Notfall-Übung - alles selbstverständlich mit Kunstblut.
Was sagt der Rückversicherer Swiss Re dazu? Wenigstens hier wird über den Tellerrand gedacht, Stichworte wie Flucht und Klimawandel tauchen als Kostenfaktoren auf. Erst ganz am Ende wird die bieder montierte „Master of Disaster" mal interessant, wenn warnende Gedanken gegen schauspielende Opfer einer Übung geschnitten werden.
Der Schweizer und deutsche Dokumentarfilm „Master of Disaster" schaute lange vor der aktuellen Katastrophe auf sehr nerdige Menschen, deren Job eine katastrophal pessimistische Weltsicht ist. Tatsächlich wurden „nahezu wöchentlich in Deutschland kleine wie große Katastrophen durchgespielt", wie der Pressetext informiert, das Film sagt das nicht. Die Spannweite reiche „von der örtlichen Feuerwehrübung bis hin zu großangelegten Szenarien mit hunderten von Teilnehmern".
Vielleicht schadet ihm der Perspektivenwechsel durch die Corona-Pandemie mehr, als dass er ihm nutzt. Denn letztlich erfüllt sich eine hämische Vermutung: Die Herren können so viel Katastrophen planen, wie sie wollen. Sie haben im Falle des Falles keine fertigen Antworten und auch der Film liefert keine.
Der Kinostart des Films war für den 26. März vorbereitet. Wegen der nicht geplanten Katastrophe erlebte er die erste digitale Premiere eines deutschen Films zum Starttermin. „Master of Disaster" ist für 9.99€ abrufbar auf „Kino on Demand". Man kann dabei sein Lieblingskino auswählen, dieses erhält dann einen Anteil und man selbst bei Anmeldung einen Kinogutschein.