24.3.20

Unorthodox / Netflix (ab 26. März)

Regie: Maria Schrader, mit Shira Haas, Jeff Wilbusch, Amit Rahav

Die bewegende Flucht einer jungen Frau aus restriktiver religiöser Parallelgesellschaft packt in dieser außerordentlich klugen Miniserie. Der Ausbruch der 19-jährigen Esther Shapiro aus Unterdrückung ultraorthodoxer Juden im New Yorker Stadtteil Williamsburg nach Berlin verläuft hoch spannend. Esther kam über traditionelle Heiratsvermittlung mit ihrem Mann zusammen, den sie nur wenige Minuten kennenlernen konnte. Weil sie ihre Pflicht als Gebärmaschine nicht erfüllt, will der von Schwiegermutter kontrollierte Mann die Scheidung. Ester versetzt ihren Schmuck und flieht nach Berlin, wo sie fast märchenhaft in der offenen Gemeinschaft einer Musikschule landet.

Der bekannten Schauspielerin Maria Schrader gelingen als Regisseurin (Vor der Morgenröte) die Szenen des vibrierenden Stadtlebens ebenso wie hoch emotionale, intensive Schauspiel-Momente. Nach Deborah Feldmans gleichnamigem Bestseller wird das Leben der chassidischen Parallelgesellschaft kenntnisreich und detailliert geschildert, ohne platt zu dämonisieren.

Während Rückblenden die Heiratsvermittlung mit Begutachtung der möglichen Schwiegertochter zeigen, erlebt die kleine, unauffällige Frau in Berlin eine intensive Entdeckungs-Reise und das Wiedersehen mit der vor langer Zeit geflohenen Mutter. „Unorthodox" ist innerlich und äußerlich spannend, denn derweil sucht Esthers Mann mit Hilfe eines bedrohlichen Cousins nach ihr. Eine exzellente Miniserie, die Aufmerksamkeit verschlingt, gerade weil sie es sich nicht zu einfach macht.