15.3.20

Waves

USA 2019 Regie: Trey Edward Shults, mit Sterling K. Brown, Taylor Russel, Kelvin Harrison Jr., Alexa Demie 137 Min. FSK ab 12

Die Geschichte des jungen Highschool-Studenten Tyler Williams (Kelvin Harrison Jr.) zuerst zu erzählen, hieße der unglaublich eindrucksvollen Machart nicht gerecht zu werden. „Waves" ist anfangs ein Bildrausch mit taumelnder, rotierender und fließender Kamerabewegung. Mittendrin das Leben eines erfolgreichen jungen Sportlers aus guter Familie, mit dicken Muskeln und noch dickerem SUV. Das Glück mit der netten Freundin hebt ab, nur der strenge Vater sorgt für Konfrontationen. Dann wird die Schulterverletzung ernster, die Freundin schwanger. Unter immer mehr Drogen, Schmerzmittel und Aufputschmitteln rastet Tyler aus, wird zum ekelhaften Macho und schließlich Mörder.

Die atemberaubende und begeisternde Bildgestaltung, der starke Soundtrack von Atticus Ross & Trent Reznor, das alles reißt einen in den schwer erträglichen Abwärtsstrudel dieses jungen Manns mit. Bis zur Mitte der Films, an dem die bisherige Randfigur von Tylers Schwester Emily (Taylor Russell) die Hauptrolle übernimmt. Eine andere Liebesgeschichte spiegelt die vorherige Entwicklung auch stilistisch in eine positive Richtung.

Dass Trey Edward Shults Filme machen kann, weiß man seit „Krisha" und vor allem seit „It Comes at Night". Er zeigt es in „Waves" auf grandiose Weise. Die auffälligsten Mittel sind eine Beschränkung des Bildrahmens, wenn das Leben sich um die Figuren zuschnürt. Die wechselnde Farbpalette und die langsam eher feststeckende Kamera arbeiten alle an einer gewaltigen Gefühls-Achterbahn für das Publikum.

Das ist gewaltig und stark, nicht im Sinne von unangenehm brutal, wie Tyler nur ausnahmsweise nach der Trennung sein Zimmer zertrümmert. Sondern mit allen Mitteln subtil, aber unausweichlich. Zudem die ganz, ganz starke Schauspielleistung: Kelvin Harrison Jr. zeigt einen Typen, mit dem man Spaß hat, den man bestaunt, den man verabscheut, und mit dem man leidet. Taylor Russell ist mit der Empfindsamkeit, die sie ihrer Emily gibt, eine tolle Entdeckung. So ist es nicht nur Trey Edward Shults, den man für weitere eindrucksvolle Film-Ereignisse im Auge behalten muss.