USA 2019 (The Call of the Wild) Regie: Chris Sanders, mit: Harrison Ford, Dan Stevens, Omar Sy, Karen Gillian, Bradley Whitford, Colin Woodell 105 Min.
Ein Hundleben für Kinofreunde - die nächste Verfilmung des bekannten Jugendromans „Ruf der Wildnis" von Jack London kommt digital auf den Hund und ist so unnötig wie Flöhe und Zecken.
Ein Hund auf abenteuerlichen Abwegen - das wirkt wie die Kopie der Kopie von Filmen „Enzo und die wundersame Welt der Menschen" oder „Bailey", um nur das Letzte zu nennen. Dabei ist „Ruf der Wildnis" als Roman von Jack London eigentlich die Hunde-Mutter aller Hunde-Geschichten. Die besonders realistische Geschichte über das Hunde-Leben während des Goldrausches in Alaska erschien 1903 erstmals. Schon 1935 gab es einen ersten Film, damals mit Clark Gable und Loretta Young in menschlichen Hauptrollen.
Wieder wird Bernhardiner-Mischlingshund aus nach Alaska entführt. Dem Goldrausch folgend, landet er in dem Schlittenhund-Rudel von Perrault (Omar Sy), wo sich unser allzu menschlicher Held erst durchsetzen muss. Die vorletzte Etappe dieses tierischen Abenteuers wird Bucks Zeit mit dem trauernden alten John Thornton (Harrison Ford) sein. Alles scheint gut, doch letztlich ist das Tier klüger als die meisten Menschen: Buck folgt dem Ruf der Wildnis, entscheidet sich für ein (Liebes-) Leben in einem Wolfrudel.
Harrison Ford und Omar Sy halten gekonnt ihre Gesichter hin, haben aber ansonsten nicht viel zu sagen. Vor allem die Geschichte des einsamen Thornton passiert auf der Tonspur mit Synchrostimme. Hier hat der Mundharmonika spielende Hund noch einen Einsatz als Psychoanalytiker des Alkoholikers.
Die Werbung nennt dieses filmische Unglück „Live-Action-CGI-Animationsabenteuer" und irgendwie sieht es auch so verzwurbelt aus: Der digital generierte Bernhardiner zeigt sich unglaublich flexibel mal riesig bedrohlich, dann flauschig und niedlich. Aber vor allem künstlich wie die meisten anderen digitalen „Tiere" des Films. Zum Auftakt titscht Buck wie Gummiball und Comicfigur durch viele Slapstick-Fettnäpfchen und ähnelt dabei vor allem dem hyperaktiven Scooby Doo-Hund.
Bei völlig unblutigen Ringkämpfen im römisch-germanischen Stil, wie es halt Hundeart ist, übernimmt der Neuling Buck mit sozialen Maßnahmen die Leitung gegenüber dem alten autoritären Führer. Der neue, erzählerisch uralte „Ruf der Wildnis" ist eine verharmlosende, kindgerechte Version, die immer noch viel Drama und Gewalt enthält, wenn der Knüppel zur Erziehung eingesetzt wird. Dazu viel aufwändige Action, die wegen ihrer doch lahmen digitalen Unsetzung nie gut aussieht. Der 800 Kilometer lange Postweg gibt eine ganz kleine Ahnung vom Realismus Londonscher Erzählungen. (Wie die heutigen Zuschauer staunt der Hund über die von Briefen, diesen seltsamen weißen Vierecken, die Menschen glücklich machen können.) Selbstverständlich werden die Tiere dabei furchtbar vermenschlicht. „Ruf der Wildnis" ist Disney aufs Schlimmste, selbst wenn er nicht von Disney ist.