Rumänien, Frankreich, BRD 2019 Regie: Corneliu Porumboiu, mit Vlad Ivanov, Catrinel Marlon, Rodica Lazar, Sabin Tambrea 98 Min.
Dass „La Gomera" im Wettbewerb von Cannes lief, macht klar: Dieser klasse Krimi ist nicht die übliche Kost und trotz Strand und Lorbeerwald auch kein Urlaubsfilmchen für Fans des „Valle Gran Rey". Als der Bukarester Polizist Cristi (Vlad Ivanov) noch altmodisch per Fähre anlandet, begrüßen ihn schroffe Felsen, ein rauer Gangster und Gilda (Catrinel Marlon) im verführerisch roten Kleid. Eine der reizvoll eingebauten Rückblenden macht klar: Als die Frau den Polizisten in Rumänien beauftragte, einen Vertrauten aus dem Gefängnis zu befreien, kamen sie sich wegen der allgegenwärtigen Überwachungskameras zu Tarnung intim nahe. Jetzt sei das vergessen, betont sie, während er die berühmte Pfiff-Sprache El Silbo für die Befreiungsaktion lernt. Weitere Rückblenden machen weitere Verwicklungen um versteckte 30 Millionen Euro klar und den Gangsterboss Paco (Agustí Villaronga) sehr wütend. In dieser korrupten Gesellschaft hat auch Cristis Polizei-Chefin Magda (Rodica Lazar) eigene Pläne.
Dieser Arthaus-Krimi um Rache und Millionen spielt raffiniert mit Erwartungen und Sehgewohnheiten: Schon Gilda in rot ist eine alte Verführungs- und Filmgeschichte. Der Western im Kino wird zum finalen Feuergefecht ausgerechnet in der verlassenen Filmkulisse eines Western. Dazu gibt es in diesem wahrhaft pfiffigen Film eine gepfiffene Mackie Messer-Melodie. Regisseur und Autor Corneliu Porumboiu zeigt sich in „La Gomera" nicht als Speerspitze der rumänischen Nouvelle Vague. Doch sein Krimi ist in Geschichte und Schauspiel äußerst packend und sehr sehenswert.