13.2.20

Limbo (2019)

BRD 2019 Regie: Tim Dünschede, mit Elisa Schlott, Tilman Strauß, Martin Semmelrogge, Mathias Herrmann, Christian Strasser 89 Min. FSK ab 12

Ein Film in einer Aufnahme - dafür gab es bei „1917" gerade keinen großen Oscars und tatsächlich ist so eine Spielerei in der rohen Version eines Hochschulfilms aus München noch interessanter: Tim Dünschede lässt in der Unterwelt von „Limbo" drei Geschichten an einem Abend dramatisch zusammenkommen. Raffiniert, spannend und ambitioniert.

Die junge, verbissene Compliance-Managerin Ana Bergmann (Elisa Schlott) versucht nach Feierabend, ihren Chef auf ein Geldwäsche-Netzwerk hinzuweisen, doch der will mit seinem Kumpel zur einer Party. Deshalb verlässt die ununterbrochen filmende Kamera das Trio an einer Tankstelle und folgt nun dem verdeckten Ermittler Carsten (Tilman Strauß). Zusammen mit seinem väterlichen Freund, dem Kleinkriminellen Ozzy (Martin Semmelrogge), geht es mit einer Geschäfts-Idee zu dem Unterwelt-Typen Wiener in dessen auswärtigen Komplex. Die Mischung aus Bordell und illegalem Boxring wird von nun an mit viel Treppauf und Treppab der Handlungs-Ort sein. Eine blutrünstige Schickeria wartet auf den nächsten Kampf, hinter den Kulissen wird das Geldwaschen mit Hilfe eines Finanzinstituts auf ganz modern umgestellt.

Dass dabei Ana mit ihrem Chef wieder auftaucht, dass Alles mit Allen zusammenhängt, überrascht positiv, nachdem der Dialog mit Carsten und Ozzy auf einer zu langen Autofahrt zu vielen Längen hatte. Dieser „Limbo" zwischen Akteuren und Kamera, der Tanz zwischen den Ebenen wird zum Schluss immer spannender. Das ist handwerklich und auch noch als Debütfilm erstaunlich gut gemacht, vor allem mit dieser „One Shot"-Spielerei. Illegale Boxkämpfe und Wetten, dazu Geldwäsche, das hat ganz leicht einen Hauch von Scorsese. Ein paar von Früher bekannte Gesichter helfen aus, doch Regie, Kamera und Schauspielführung passen, viel Stimmung wird mit der Musik gemacht. Das Buch hätte etwas dichter, der Dialog etwas flotter sein können. Aber dass „Limbo" bald auch außerhalb von Studentenfilm-Kreisen für Aufsehen sorgte, ist sehr verständlich, ein Kinostart mehr als verdient.