6.8.18

Vollblüter

USA 2017 (Thoroughbreds) Regie: Cory Finley mit Olivia Cooke, Anya Taylor-Joy, Anton Yelchin 93 Min. FSK ab 16

Sie sind „Eiskalte Engel", sie sind „Biester". Und doch sind Lily und Amanda gänzlich losgelöst von literarischen Vorlagen ("Les Liaisons Dangereuses" von Choderlos des Laclos bei Frears „Engel") oder Moral (der Widerstand des Dienstmädchens Sandrine Bonnaire bei Chabrol). Beider Familien haben Geld, die Mädchen hatten selbstverständlich Pferde. Die einstigen Sandkastenfreundinnen treffen sich allerdings erst wieder, nachdem Amanda mit einem Pferd ziemlich Biestiges angestellt hat. Man könnte auch sagen, etwas sehr Grausames. Doch ihre Eiseskälte, ein medizinischer Zustand, lässt sie das gnadenlos referieren und analysieren. Die Ungehemmte und die Angepasste finden gerade wieder zueinander, da kommt schon aus heiterem Himmel Amandas Vorschlag, Lilys Stiefvater umzubringen. Sie könne ihn ja schließlich nicht ausstehen.

Wie die beiden von ihren Schulen verbannten Mädchen ihren teuflischen Plan ausführen wollen, wie sie den Kleinganoven Tim engagieren, der völlig den Erwartungen entsprechend scheitert, das ist lässig bis cool inszeniert vom New Yorker Theaterautoren Cory Finley. Mit der Kinoversion seines eigenen Bühnenthrillers „Vollblüter" gibt er ein auch stilistisch gelungenes Debüt als Spielfilmregisseur. Der Film ist äußerst spannend inszeniert mit einem Twist ins Unheimliche. Dieser allerdings nicht aufgesetzt, sondern konzentriert aus den beiden Mädchen-Figuren herausgearbeitet.

Olivia Cooke (Steven Spielbergs „Ready Player One", „Ouija") gibt die faszinierend gefühllose Amanda als ein Mischung aus harmlos junger Drew Barrymore mit raffiniert bis gerissenem Lächeln von Frances McDormand. Die Darstellerin der Lily, Anya Taylor-Joy, beeindruckte vor allem in dem ungewöhnlichen Hexen-Film „The Witch". Da passt es, wie sie teuflisch zuerst das Vorderrad von Stiefpapas Fahrrad löst, als sie zum Internat geschickt werden soll. Zwar verliert die Konzentration auf das tolle Spiel der beiden Frauen, als der doofe Gelegenheits-Killer hinzu kommt. Doch das Debüt von Cory Finley hat noch einiges mehr zu bieten: Die Freestyle-Musik irritiert ebenso wie das Verhalten der Mädchen. Auch das Geräusch der Rudermaschine von Stiefpapa sorgt äußerst raffiniert für untergründige Spannung. Die Tat geschieht schließlich komplett im Off, wieder wirken nur Geräusche, aber das dann richtig gut. Gutes und frisches Genre-Kino ohne jeden weiteren Anspruch oder Hintergrund. Den Namen Cory Finley kann man sich merken.