29.8.18

Grüner wird's nicht, sagte der Gärtner und flog davon

BRD 2018 Regie: Florian Gallenberger mit Elmar Wepper, Emma Bading, Monika Baumgartner
117 Min. FSK ab 0

Schorsch („das ist doch kein Name, das ist ein Geräusch") ist Gärtner und bayrischer Querulant, der immer davon rennt. Ein paar rücksichtslose und eiskalte Golfer zahlen die 80.000 für ihren neuen Rasen nicht. Er sei nicht grün genug. Im Gram wird Schorsch zum Familientyrann, macht die kreative Arbeit seiner Tochter runter. Als man ihm das geliebte Flugzeug pfänden will, geht er in die Luft. Per Flieger zum Nordkap, das Polarlicht sehen. Bei Zwischenlandungen jobbt er nicht nur, er ist auch Komposthaufen für die Probleme seiner temporären Gastgeber. Es kommt in Düsseldorf, an der Nordsee und in Brandenburg immer wieder zum Treffen einsamer Geister. Bald hat der alte Schorsch sogar eine junge Mitfliegerin an Bord. Philomena (Emma Bading) entdeckt die „total coole Sau" in Schorsch. Und der bekommt, mal wieder verdattert, ein paar Wahrheiten über sein Leben präsentiert.

Florian Gallenberger („John Rabe", „Colonia Dignidad"), 2001 mit dem Abschlussfilm „Quiero ser" immerhin Oscar-Gewinner in der Kategorie Kurzfilm, gelingt etwas Seltenes - einen richtig gut gemachten Genre-Film, der auf Charakter und Charakter-Darsteller vertrauen kann. Viel mehr als das populäre Genre „Irgendwas mit Dialekt" geht „Grüner wird's nicht" mit Klugheit und Gefühl weit über die Garten-Metaphern fürs richtige Leben hinaus. Elmar Wepper („Kirschblüten – Hanami", „Dreiviertelmond") ist dabei nicht nur ein Urgestein deutscher TV-Unterhaltung, er ist dort auch ein Monolith seltener Qualität. Erfreulich auch das Niveau der Nebendarsteller mit ausnahmslos guten Schauspielern: Die grandiose Emma Bading („Meine teuflisch gute Freundin", „Lucky Loser") begeistert mit richtig flotten Sätzen als kreativ rebellische Reichen-Tochter Philomena von Zeydlitz, die zur Landung in Brandenburg das passende Lied von Rainald Grebe parat hat. Dagmar Manzel gibt glaubhaft eine desillusionierte Flughafen-Betreiberin im Osten. Ulrich Tukur und Sunnyi Melles karikieren nett albernen Reichtum. Ganz wie bei Elmar Wepper steckt hier viel mehr drin, als man auf den ersten Blick erwartet. Ein schöner, kluger Film mit und über richtige Menschen.