21.5.14

Cannes 2014: The Search / Michel Hazanavicius

Nachdem er bei „The Artist" mit einem kompletten Stummfilm erst Cannes und dann die ganze Welt eroberte, bricht nun in „The Search" von Michel Hazanavicius ein stummes Kriegsopfer die Herzen der Zuschauer im Wettbewerb. Der Spaß ist vorbei, im Gegenteil: nach nur fünf Minuten wurden vor der Kamera zwei tschetschenische Eltern von russischen Soldaten sadistisch ermordet, die Tochter erwartet eine brutale Vergewaltigung, der kleine Sohn kann mit dem Baby gerade noch fliehen. In drei Strängen verfolgt der niederschmetternde Film über 150 Minuten drei Stränge: Wie sich die Kinder in verzweifelten Flüchtlingszügen suchen. Wie ein ganz normaler russischer junger Mann durch Militärdrill, Prügel und Schikane zur seelenlosen Mordmaschine wird und wie die EU-Mitarbeiterin Carole (das „Artist"-Lachen Bérénice Bejo) bitter vergeblich versucht, die europäische Außenpolitik auf Massaker und Völkermord des zweiten Tschetschenien-Feldzuges unter Jelzin und Ministerpräsident Putin hinzuweisen. Dass Bejo trotz Engagements und rührender Begegnung mit dem stummen Jungen wie ein Fremdkörper wirkt, erweist sich letztlich als dramaturgisch sinnvoll - die westlichen Helfer können kaum etwas tun. Die Form des Films ist ebenso erschreckend wie das Gezeigte: Am Ende fängt alles wieder von vorne an...