15.5.14

Cannes 2014: Mr. Turner

Der Brite Mike Leigh („Another Year", „Happy-Go-Lucky", „Topsy Turvy") eröffnete die Galerie der alten Meister im Wettbewerb mit „Mr. Turner", dem Porträt des berühmten Landschaftsmalers William Turner (1775-1851) an der Grenze zur Moderne, die mit Eisenbahn und Fotografie Einzug hält. Timothy Spall verkörpert mit voller Wucht den Maler als Monolith der Kunstgeschichte und zwischen seinen Mitmenschen. Ein Schweinskopf wird in Bild gestellt, um ein massive Physiognomie des Hauptdarstellers (und auch vieler Nebenfiguren) deutlich zu charakterisieren. Dabei ist der schon zu Lebzeiten teuer geschätzte und von der Königin verachtete Künstler ein ungemein feiner, sensibler Mensch. Der allerdings Probleme hat sich zu äußern, was zu einem Grunzen als typischem Grundton führt. Und der zum Weinen tatsächlich in ein Bordell gehen muss, als sein Vater, der auch Freund, Assistent, Haushalter und Manager war, stirbt. Diese großartige und schon jetzt mehrfach preisverdächtige Personen- und Epochen-Gemälde, ist ein eindrucks- und kunstvolles Tableau, das immer wieder Turner in den eigenen, wundervollen Bildern zitiert. Ein perfekter Einstand in die meisterliche Bilder-Galerie des Festivals. (ghj)