6.5.14

3 Days to Kill

USA/Frankreich 2014 Regie: McG mit Kevin Costner, Amber Heard, Hailee Steinfeld, Tómas Lemarquis, Richard Sammel 116 Min. FSK: ab 12

Der mit dem Wolf spielt

Nach einer heftigen Schießerei zwischen CIA und Waffenhändlern in Belgrad, nach der Explosion eines herrlich kastigen Hotelbaus des Sozialismus, nach atemloser Verfolgungsjagd stellt der erfahrene Agent Ethan Runner (Kevin Costner) den kahlen Killer namens Albino (Tómas Lemarquis). Der nächste Schuss könnte alles beenden - in den ersten zehn Minuten des Films. Doch Ethans Blick verschwimmt, er fällt in Ohnmacht und Albino wird ihm noch viele Probleme machen. Genau wie Ethan sein Gehirntumor. Denn in dieser gelungenen Variante der „Letzter Auftrag"-Formel streckt mal nicht Alkohol und Lebensüberdruss den tragischen Helden nieder. Der charismatische und überaus lässige Agent besinnt sich für die wenigen Wochen, die ihm noch bleiben, auf seine vernachlässigte Tochter in Paris.

Die 16-Jährige ist nicht begeistert, als Papa ausgerechnet mit einem sehr lila Fahrrad ankommt. Doch es ergibt sich, dass Mama einen Babysitter braucht und sich in Ethans eigener Wohnung eine Migrantenfamilie eingenistet hat, die er laut Gesetz nicht vor dem Frühjahr rausschmeißen darf. So gibt er den verspäteten Babysitter, während er zwischendurch für die mysteriöse Auftraggeberin Vivi Delay (Amber Heard) den deutschen Gangster-Boss Wolf (Richard Sammel) jagt. Als Belohnung wird ihm ein nicht ausgetestetes Heilmittel versprochen. Das führt dazu, dass Ethan seine regelmäßigen Foltern unterbricht, um die Opfer nach Erziehungstipps und Pasta-Rezepten zu fragen!

Produzent und Ko-Autor Luc Besson („Transporter") mixt für sein Action-Spaß-Rezept eine ganze Menge bekannter Zutaten, doch die besondere Ingredienz Kevin Costner veredelt den hochwertigen Routine-Auftrag. Selbstverständlich ist der „Postman", der sich hier gerade keinen Wolf spielt, so altmodisch, wie er und seine Rollen schon immer waren. Scherze über das relative Alter der Zielperson und eine Mode-Diskussion über Bart-Stile der Opfer ziehen sich durch den Film wie Bemerkungen über Ethans zeitlose Lederjacke mit Schal. Doch, der hier den Wolf jagt, kann das ab. Wie er mit viel Lässigkeit durch Paris fährt, macht sogar Postkarten-Motive erträglich und die sinnlose Autoraserei vom „Taxi"-Produzenten Luc Besson.

Ob bei der Folter eines sehr haarigen Griechen mit Klebeband-Waxing oder der Enthauptung per Aufzug der Spaß aufhört, muss jeder selbst entscheiden. Dass die reizvolle Vater-Tochter-Annäherung mit vielen guten Nebenfiguren und die Hauptfigur über vielfältige Beziehungen mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen charakterisiert werden, zeigt noch einmal, dass auch alte Sachen gut sein können.