12.2.08

There Will Be Blood


USA 2007 (There Will Be Blood) Regie: Paul Thomas Anderson mit Daniel Day-Lewis, Paul Franklin Dano, Kevin J. O'Connor 158 Min. FSK: ab 12
 
Die Biographie eines Giganten! Das Leben des amerikanischen Ölbarons Daniel Plainview fesselt jenseits aller Erwartungen und bekannten Vorstellungen. Nach "Magnolia" und "Punch-Drunk Love" begeistert Paul Thomas Anderson erneut und ganz anders mit der freien Verfilmung des Romans "Öl!" von Upton Sinclair aus dem Jahr 1927.
 
Ein Mann gräbt nach Gold. Allein. Entschlossen. So entschlossen wie sich noch nie jemand in die Erde eingewühlt hat. Oder wie die Verkörperung all der Schatzsucher aller Zeiten. Dann findet Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) das Schwarze Gold. Kauft Land, bohrt nach Öl. Als einer seiner Arbeiter verunglückt, nimmt Daniel dessen Kind an Sohnes statt. Was sich als sehr hilfreich bei den Käufen neuer Landstriche erweist.
 
Mit einer erdschweren Tragik in der Musik fließt die Geschichte voran. Schon in den ersten, wortlosen Minuten ist eine ungeheure Kraft spürbar, eben wie das Beben einer explodierenden Ölquelle.
 
Wir erleben den Anfang des 20.Jahrhunderts, den Beginn des Ölzeitalters, einer neuen Form des Kapitalismus. Plainview tritt als Mann mit Visionen in einer ausgemergelten Gegend auf. Mit den Pumpstationen will er auch Bildung, Infrastruktur und Wohlstand ankurbeln. Der Öl-Mann als Wohltäter trifft bald auf den jungen, dämonischen Kirchenführer Eli Sunday (Paul Franklin Dano), verspricht ihm eine Prämie für dessen Kirche. Doch der Segen für die Ölquelle bleibt aus, Daniels Ziehsohn verunglückt und verliert sein Gehör. Ein Duell zwischen dem unbeugsamen Willen eines Machers, der nur an sich selbst glaubt, und einem fanatischen Christen, der nur den Glauben gelten lässt, beginnt und bestimmten die nächsten Jahrzehnte des wirtschaftlichen Aufstiegs und seelischen Niedergangs von Plainview.
 
Paul Anderson gelang eines der großartigen Lebens-Dramen, aus deren Bildern Urkräfte strahlen. Wie in "Days of Heaven", wie in "Citizen Kane" oder wie in George Stevens Öl-Drama "Giganten" mit James Dean und Elizabeth Taylor. Die Kamera fixiert kraftvolle Kompositionen, die zeitweise an die Kunstinstallationen eines Matthew Barney erinnern, fährt sie langsam ab und in sie hinein. Der Soundtrack von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood wirkt mal mechanisch, mal nur organisch vibrierend ebenso eigen unvergleichlich, wie der gesamte Film.
 
Daniel Day-Lewis spielt wieder sensationell: Man hat dieses Gesicht schon so oft in unterschiedlichen Rollen aufgesogen, bei "Mein linker Fuß", als "The Boxer" oder Anführer der "Gangs von New York". Eigentlich müsste man es ja kennen. Doch den Menschen und den Unmenschen Daniel Plainview lernt man ganz neu kennen und kommt aus dem Staunen nie heraus in diesem gigantischen Film.