21.11.06

Vadim Glowna - Der Geschichtenerzähler

Vadim Glowna gehört zu den wenigen Schauspielern, die persönlich einnehmen - ohne extrovertierte Show. Bei der Vorstellung seiner Autobiographie "Der Geschichtenerzähler" und seines neuen Kinofilms "Das Haus der schlafenden Schönen" durfte das Publikum einen offenen Menschen, einen engagierten Künstler und einen fesselnden Erzähler erleben.

Glowna beschreibt sich selbst als "Bauchmensch", "gebeutelt von Gelüsten und Instinkten". Und so las er nicht einfach, er unterbrach sich beim Lesen immer selbst mit frei erzählten Erinnerungen. "Der Geschichtenerzähler" ist ein erstaunliches Buch. Entstanden mit einer Ghost-Writerin, bietet es keine begnadete Literatur. Dafür hat Glowna unglaublich viel erlebt. Wilde Geschichten vom Krieg, vom Kiez in der Jugend, Ausbrüchen, Fluchten, Abenteuer, atemberaubende teilweise. Vor allem bei dieser Häufung fragt man sich immer wieder, ob dies nicht doch Fiktion ist. Dazu bietet der Band Theater- und Filmgeschichte anfangen bei Gustav Gründgens in Hamburg über eine tiefe Freundschaft mit Sam Peckinpah ("Steiner") bis hin zu Glownas eigenen Regiearbeiten. Allein als Theaterschauspieler mit Vera Tschechowa, einer Großnichte von Anton Tschechow, verheiratet zu sein, ist schon zu schön, um Biographie zu sein. Doch bei Glowna ist es echt, erlebt: Eine Liebe, deren Scheitern er ohne Verstellung zutiefst bedauert.
 
So offen, intelligent und faszinierend erlebte man Glowna bis früh in den Morgen. Eine unvergessliche Begegnung, mit einem stillen Star, der zurzeit wieder vor der Kamera steht und auch einen neuen eigenen Film vorbereitet, der im nächsten Jahr in Nordrhein-Westfalen gedreht werden soll.
 
Vadim Glowna
"Der Geschichtenerzähler"
Gebunden, 288 Seiten
19,95 Euro
Ullstein Verlag