26.11.06

Happy Feet


Australien 2006 (Happy Feet) Regie: George Miller mit den Originalstimmen von Elijah Wood, Robin Williams, Brittany Murphy, Hugh Jackman, Nicole Kidman 87 Min. FSK: o.A.
 
Steppender Öko-Vogel
 
Happy? Wieso soll so ein Pinguin glücklich sein, wenn ihm die Füße einfrieren und der Fisch ausgeht. Das flotte Frackvogel-Musical bekommt durch Klima- und Katastrophe Mensch ganz schön viel Tiefgang. Wer die größten Hits der letzten Jahrzehnte auf Pinguinesisch erleben will, muss auch durch eine ernste Depression. Was aus dem Spaß einen richtig runden Film mit Schnabel und Fuß macht...
 
"Du brauchst nicht reich zu sein, um mein Mädchen zu werden. Du brauchst nicht cool zu sein, um meine Welt zu regieren. Dein Sternzeichen ist mir egal, ich will nur deine Zeit und deinen ... KUSS!" Es wird nicht der Text gewesen sein, mit dem Memphis seine Norma Jean rumgekriegt hat. Es war sicher der Gesang, mit dem er ihr Prinz wurde. Denn Kaiserpinguine balzen, indem sie reichlich Hitmaterial durchkauen und es dann in flotten Coverversionen aufs Eis bringen.
 
Mal gospelig, mal kitschig. Doch selbst beim dicksten Pathos zum Glück nie so schlimm wie beim Propaganda-Film "Die Reise der Pinguine". Denn das hier ist Trickfilm, das ist das wahre Leben. Alles ist Gesang, alles Musical. Nur mit Mumble, dem Nachwuchs von Memphis, stimmt was nicht. Der Racker kommt mit den Füssen zuerst aus dem Ei und dann macht er so komisch rhythmische Schritte... Das ist definitiv nicht Pingu-Stil, erkennt Alt-Rocker Memphis direkt. In der Schule wird es dramatisch: Jeder Pinguin kann singen, nur der kleine steppende Federknubbel lässt mit seinem Krächzen das Eis gefrieren. Dafür legt er aber zu "Sir Duke" eine genial flotte Sohle hin.
 
Ganz wie bei "Billy Elliot" - der allerdings aus einer anderen Gattung stammte - erlebt Mumble die Geschichte eines Außenseiters. Vom eigenen, ziemlich rassistischen Volk verstoßen, lernt er witzige Latinos kennen, Zwerg-Pingus mit viel Rhythmus im Blut. Hier ist der Kaiser-Pinguin direkt King. Aber Mumble ist neugierig, er will Antworten. Vor allem auf die Frage, wohin der Fisch verschwunden ist. Die Suche führt ihn zu den Menschen, doch dort versteht keiner die Frage "Wieso raubt ihr unseren Fisch?" Und schließlich endet der einst so lebendige Stepper stumpfsinnig hinter einer Aquariumswand, bis ... Bis das Feel Good-Movie doch noch die Kurve bekommt und ein seltsames Happy End herbei getanzt wird.
 
Diese "Happy Feet" lassen überraschend in der zweiten Hälfte noch etwas andere anklingen: Dem umwerfenden Spaß, diese albernen Vögel singend und tanzend zu sehen, den rasanten Rutschereien und den atemberaubenden Taucheinlagen folgt eine schwer betrübliche Öko-Katastrophe. Wenn Mumble mit Peilsender zu seinem Volk heimkehrt und der ganze Haufen steppt, nur damit die Menschen ihnen zusehen, geht das "Happy End" nicht glatt auf. Trotzdem hat dieser computer-animierte Spaß soviel Schwung und Frische, dass er "James Bond" auf dem Weg an die amerikanische Chart-Spitze ausrutschen ließ. Deshalb schnell auf ins weiße "Boogie Wonderland".