12.11.06

Scoop


Großbritannien, USA 2006 (Scoop) Regie: Woody Allen mit Scarlett Johansson, Woody Allen, Hugh Jackman, Ian McShane, 95 Min. FSK: ab 6
 
Joe Strombel (Ian McShane) hat sich in seinem Reporterleben überall rausgewunden. Nun startet er selbst auf dem Totenfluss Styx noch eine letzt Recherche, als er vom letzten Opfer eines Serienmörders mörderisch gute Information aus erster - oder letzter - Hand erhält. So springt Joe dem Sensenmann noch mal kurz vom Schiff und erscheint einer Berufskollegin, die Strombels journalistische Sensation, seinen letzten "Scoop" realisieren soll. Sondra Pransky (Scarlett Johansson) erweist sich aber als dummes Reporterhuhn, das dauernd zuviel quatscht und beim Interviewten direkt im Bett landet. Die amerikanische Studentin schreibt für eine Uni-Zeitung und besucht in London gerade Freunde der Upper Class.
 
Da ihr Joe Strombel erstmals in der Show des mediokren Zauberers Splendini (Woody Allen) erschien, sucht Sandra bei dem Landsmann Unterstützung. Der warnt und winkt ab, um kurz drauf selbst mit in der Sache zu hängen. Sowohl Recherche wie Film verlaufen allerdings etwas schwerfällig, wenn sich zwei Amateur-Journalisten als Detektive versuchen. Sie wissen um ihre Unzulänglichkeiten: "Wenn wir unsere Köpfe zusammenstecken, gibt es ein hohles Geräusch", erkennt Sandra einsichtig. Doch dank einiger Zufälle schleicht sie sich beim Verdächtigen ein. Durch einen vorgespielten Badeunfall lernt sie den Aristokraten Peter Lyman kennen. Die Klassengesellschaft hat in Pool und Bikini keine Erkennungsmerkmale mehr. Allerdings erscheint Lord Lyman viel zu charmant, als dass er der Tarot-Killer sein könnte, der bereits zehn Prostituierte umbrachte. Sandra verfällt ihm undercover und landet bald unter Peters Bettdecke. Nur Splendini, der sich als Sandras Vater ausgeben musste, sucht weiter nach den Spuren eines neuen Jack the Ripper (Sandra: Wie schreibt man das?) ...
 
Nach "Match Point" schleicht sich Woody Allen erneut in die Upper Class ein. Die Frage, was Allen an London findet, ist falsch gestellt. "In" London findet er Geldgeber für seine Filme. Nebenbei machte er sich in "Match Point" über die High Society lustig und moralisierte gleichzeitig. Jetzt ist die moralische Komponente nur noch ein Witz und ein abgegriffener Mordplot auf Kosten der Lords.
 
So wie Splendini die Adeligen mit billigen Kartentricks belustigt, unterhält auch Allen mit den immer gleichen Tricks. Wie wunderbar verzauberte und hypnotisierte Allen noch 2001 "Im Bann des Jade Skorpions". Damals sprühte nicht nur Wort-, sondern auch Situations- und romantischer Witz. Nun darf die gehypte Scarlett Johansson nach ihrem tragisch-dramatischen Auftritt in "Match Point" ihr komödiantisches Talent zeigen, macht das auch ganz gut. Dem Vergleich zu anderen "Allen-Girls" wie Diane Keaton oder Mia Farrow hält sie jedoch (noch?) nicht stand.
 
Der "Scoop" gelingt Allen vor allem durch seine Dialoge. Als Thriller ist der Film eher selten mal spannend, weil vor allem unbeholfen herum geschnüffelt wird. Der neue Allen ist wieder der alte Allen, der konstant zwischen gut und nicht so gut schwankt.