30.7.06
Volver
Spanien 2006 (Volver) Regie: Pedro Almodóvar mit Penélope Cruz, Carmen Maura, Lola Duenas 121 Min. FSK: ab 12
Pedro Almodovar verlacht Tod und Tränen
Pedro Almodovar kehrt in die "Macha", die vom Winde verwehte Region seiner Kindheit zurück: Er bringt nicht nur Frauen an den Rand des Tränenausbruchs, „Volver" macht Spaß, ganz tief im Herzen.
Volver heißt im Spanischen "zurückkehren". Und wie beim besten seiner Meisterwerke dreht sich "Alles um seine/meine Mutter": Vom Begräbnis ihrer Tante in der windzerzausten Ebene La Mancha bringt Sole (Lola Duenas) im Kofferraum des Autos den Geist der eigenen Mutter Irene (Carmen Maura) mit nach Madrid. Diese hilft fortan im illegalen Friseurladen mit und wird als Russin ausgegeben. Denn anders als im La Mancha-Dorf glaubt man in Madrid nicht an Geister. Das tut auch Soles Schwester Raimunda (Penelope Cruz) nicht, obwohl Irene besonders mit ihr noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Allerdings hat Raimunda für diese Dinge gar keine Zeit, weil Tochter Paula gerade ihren Stiefvater erstach, der sie vergewaltigen wollte und jetzt in der Tiefkühltruhe schlummert.
"Volver" ist eine Komödie, in der Almodovar nach eigener Aussage erstmals ernst wurde. Denn es geht auch um den Tod, der Almodovar "in den letzten Jahren das Leben zerstört hat". Der spanische Meister schafft es, mit unfassbarer Leichtigkeit zu erzählen - von einem ganz schweren Thema. Und er zeigt eine tief berührende Menschlichkeit in seinen Figuren und seiner Sicht auf die Menschen. In diesem windgepeitschten Dorf mit der höchsten "Verrücktheits-Rate" ganz Spaniens. Mit den abergläubigen Menschen, die wie verrückt und wie Sisyphus die Grabsteine entstauben und polieren, war es als sensibler, kreativer Schwuler sicher alles andere als einfach, groß zu werden. Doch Almodovar widmet diesen katholischen Dörflerinnen nur liebevollen Humor. Männer sind hier wie auch in Madrid völlig überflüssig, frau kommt besser zurecht, wenn sie erst entsorgt sind. Die Frauen schweigen zur sexuellen Gewalt, zu den Verbrechen, sie lösen es ganz pragmatisch unter sich.
Mit "Volver" kehrt Almodovar zurück in die Region La Mancha, zu "seinem Dorf", zu seinen Menschen. Das Lied aus Operette "La rosa del azafran" zu Anfang des Films sang seine Mutter mit anderen Frauen beim Wäschewaschen am Fluss seiner Kindheit. Der Fluss kehrt wieder als Metapher für das Verfließen der Zeit.
Der Madrilene kehrt auch zurück zu seinen Schauspielerinnen Penelope Cruz ("Live Flesh", "Alles über meine Mutter") und Carmen Maura ("Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs"). Wieder dreht sich alles um die Frauen, nur nicht so überdreht wie damals - der Mann wird auch nicht jünger. Aber menschlicher: Almodovar ist eindeutig nicht gläubig, aber glaubt an das Leben und die Menschen, selbst wenn diese dem Katholizismus anhängig sind.
Bewährt exzellent berührt Pedro Almodovar auch diesmal und erhielt in Cannes den Drehbuch-Preis. Gleich für die ganze spanische Damenriege um Penelope Cruz, Lola Duenas und Carmen Maura gab es den Darstellerinnen-Preis - eine passende Auszeichnung für diese Hommage an Mütter und Töchter.