11.7.06

The Fast and the Furious - Tokyo Drift


USA 2006 (The Fast and the Furious: Tokyo Drift) Regie: Justin Lin mit Lucas Black, Lil' Bow Wow, Nathalie Kelley 104 Min. FSK: ab 12
 
Lost in Transmission
 
"The Fast and the Furious" war einst ein kleines Filmchen, das passend zu den hauptdarstellenden Autos rasant inszeniert wurde: "Schnell und wütend", das versprach und hielt der Titel. Mittlerweile ist dieser Reiz auf Serienniveau herunter gekommen. Für den dritten Teil konnten sich die Macher Hauptdarsteller Paul Walker nicht mehr leisten. (Vin Diesel hat einen Kurzauftritt.) Dafür gibt es Nachwuchsakteur Lucas Black ("Jarhead") und Tokio als exotischen Hintergrund.
 
Shaun Boswell (Lucas Black), ein autosüchtiger amerikanischer Raser, erhält für seine letzte Zerstörungsorgie eine seltsame Strafe: Er "muss" zu seinem militärischen Vater nach Tokio ziehen. Dort folgt der 17-jährige Schüler in der ungewohnten Uniform mürrisch den neuen Regeln, wie der Durchschnitts-Ami verachtet er die leckersten japanischen Spezialitäten.
 
Doch schon nach zwanzig Minuten ist Shaun wieder unter den illegalen Rasern. Und nach zwanzig Minuten und fünf Sekunden legt er sich mit D.K., dem Neffen eines Yakuza-Bosses an. Erstaunlich ist bei "Fast and the Furious 3", wie gut sich Shaun in Japan zurecht findet. Hier gibt es nichts von der Verlorenheit Bill Murrays und Lindsay Lohans bei Sophia Coppolas "Lost in Translation". Probleme hat der Autofahrer Shaun allerdings mit der japanischen Art des Rasens. Bei seiner ersten Einlage demoliert er - ganz Adrenalin - einen halben Fuhrpark. Der Gag ist dabei, dass hier dauernd durch Kurven gedriftet wird. Wie einst in Walter Röhrls Zeiten mit dem Lancia durch die verschneiten Seealpen. Heute gibt es Vierrad-Antrieb, elektronische Differentiale machen diese ganze Quietscherei unnötig. Doch in dem gummiverschwendenden Kreiseln metaphorisiert sich vortrefflich die Zwecklosigkeit dieses Tuns.
 
Das Ganze ist ungefähr so sinnvoll wie ein Drehbuch mit Feder auf Pergament zu kratzen, die Goretex-Jacke gegen eine aus Leder zu tauschen oder Musik in Schellack-Rillen zu archivieren. Trotzdem sind wie in den Vorgängern die Höhepunkte wieder die Fahrszenen, einmal sogar ästhetisch faszinierend beim nächtlichen Gruppen-Driften in den Serpentinen, fast ein PS-Ballett.
 
Drumherum eine Liebesgeschichte mit dem traurigen Mädchen, dass leider die Freundin des Yakuza-Neffen ist. Die Loyalitäts-Story mit dem Vater. Und etwas asiatischen Futurismus. Lucas Black kann als Shaun gut trotzig kucken, den Jugendlichen nimmt man ihm aber überhaupt nicht ab.
 
Der Film sorgt letztendlich - trotz der Warnung: "Bitte nicht zuhause nachmachen" - nur dafür, dass noch mehr Leute unter die Räder kommen. Aber so lange es die Arbeitsplätze der Automobilindustrie sichert, soll es uns nicht weiter stören ...