7.11.05
In den Schuhen meiner Schwester ****
USA 2005 (In Her Shoes) Regie: Curtis Hanson mit Cameron Diaz, Toni Collette, Shirley MacLaine 130 Min. FSK o.A.
Sie könnten verschiedener nicht sein: Die ordentliche, leicht unsichere Anwältin Rose mit der dicken Brille und dem streng zurückgebundenem Haar. Dann das nervige, laute Lebegirl Maggie. Aber sie sind Schwestern! Die blonde, flott aufgemachte Maggie (Cameron Diaz) wickelt jeden Mann um den Finger, schlägt aber nie mehr als viele Drinks und versoffenen Sex heraus. So fliegt sie dank garstiger Stiefmutter zuhause raus und landet bei Rose. Doch das personifizierte Chaos schafft es in Rekord-Geschwindigkeit, nicht nur die Wohnung von Rose (Toni Collette), sondern auch deren frische Beziehung zu ihrem Chef zu zerstören. Damit verdient sich Maggie den nächsten Rauswurf - meint man auch im Publikum ganz überzeugt. Doch gibt es da nicht Mitleid mit diesem verlorenen Häufchen Elend?
Schon bald zeigt sich das Gute in Maggie bei einem sehr rührenden Moment: Sie entdeckt, dass da eine Oma ist, von der sie nichts wusste, die ihr zu jedem Geburtstag eine Karte geschickt hat, und alle liegen sie ungeöffnet in der Schublade des Vaters. Das Mädel packt den Müllsack ihrer Sachen und fährt zur Seniorenresidenz von Oma Ella (Shirley MacLaine) in den sonnigen Süden. Hier wird die junge gedankenlose Frau, die alles, was sie jemals erreichte nur aufgrund ihres Aussehens bekam, heftig mit der Vergänglichkeit von Schönheit, Jugend und Gesundheit konfrontiert. Maggie kommt nicht nur zur Ruhe, sondern findet unter den witzigen alten Leutchen auch Hilfe, beispielsweise für ihre Leseschwäche. An der verregneten Ostküste macht derweil Schwester Rose einen heftigen Wandel durch, gibt die Karriere erfolgreiche Anwältin auf und wird Hundsitter.
Den "Schuh" seh ich mir nicht an, mögen jetzt viele (Männer) denken. Zugegeben, es hört sich wie einige andere rührselige "Frauenfilme" an. Doch diese "Schuhe" passen besser: Nicht nur sind da drei großartige Schauspielerinnen, die man nicht zusammen erwartetet. Das Zusammenspiel von Cameron Diaz und MacLaine (und das Buch) tun beiden gut. Die MacLaine ist nicht so schrill aufgedreht wie in ihren letzten Rollen. Die Diaz bekommt Gelegenheit, ungewohnte Tiefen darzustellen.
"In den Schuhen meiner Schwester" ist vor allem ein Film von Curtis Hanson. Wieder exzellent gefilmt und inszeniert. Typisch Curtis Hanson könnte man sagen, aber außer, dass er immer gute Filme macht, ist bei ihm nichts typisch. Die Reihe mit dem harten Cop-Thriller "L.A. Confidential", der bekifften Anarchie von "Wonder Boys", den Rap-Battles von Eminem in "8 Mile" wird jetzt ergänzt mit diesem guten Frauenfilm. Für den Roman "Zwei Schwestern und ein Hochzeitskleid" von Jennifer Weiner findet der Regisseur richtig gute Bilder und immer genau den richtigen Ton zwischen Sentiment, Humor und Lebensweisheit.
So haben die beiden gegeneinander geschnittenen Leben, die gleichen Wurzeln in der Vergangenheit. Rose und Maggie verbindet mehr als die Leidenschaft für schicke Schuhe. Die Frauen sind immer noch die kleinen Schwestern ohne Mutter, die zusammenhalten müssen. Egal was kommt, der Supermann oder das Schwein, die Schwester ist die wichtigste Person im Leben und immer droht die Wahrheit über den Tod der Mutter ...