22.11.05
Ein ungezähmtes Leben ***
USA 2005 (An unfinished life) Regie: Lasse Hallström mit Jennifer Lopez, Robert Redford, Morgan Freeman 107 Min.
Lasse Hallström ließe sich auf gut deutsch mit "Schwall-schön" übersetzen. Nach der Leidensleier "Gilbert Grape", dem intensiv ruhigen "Schiffsmeldungen", dem Märchen-Kitsch "Chocolat" und dem nicht ideal besetzten "Gottes Werk und Teufels Beitrag" verwandelt der Regisseur diesmal einen dichten und menschlich interessanten Stoff um Trauer und Abschied in ein nettes Kinogeschichtchen, bei dem alles stimmt, aber nichts wirklich vom Hocker reißt.
Nachdem sie ihr Mann wieder zusammen geschlagen hat, haut Jean (JLo wieder als misshandelte Frau) mit ihrer Tochter Griff ab, zur zweit schlechtesten Option, zur Ranch des Schwiegervaters Einar (Robert Redford) in Wyoming. Der zeigt sich als altes Raubein im Cowboy-Land, als Bärenflüsterer und verstockt Trauernder. Denn ein Unfall mit Jean am Steuer raubte ihm den Sohn. Jetzt lässt ihn der Anblick der Enkelin langsam auftauen. Doch erst ist Konfrontation angesagt zwischen der stolzen Schwiegertochter und dem verletzten alten Mann. Als weise Instanz lebt und leidet Mitch (Morgan Freeman) in seiner Hütte nebenan. Sein Körper schmerzt unter riesigen Narben seit er vom Bären zerrissen wurde. Einar war dabei, aber zu betrunken, um zu helfen.
Eine Handvoll eigenwilliger Typen (den gefangenen Bären zählen wir der Einfachheit halber mit), fest verschlossen in ihnen Schmerz und Verlust. Das gibt genug Stoff für Drama auf kleiner Flamme einer gemächlichen Entwicklung. Mit Robert Redford und Morgan Freeman braucht man sich bei solch einer Geschichte keine Gedanken zu machen. Wenn Jennifer Lopez dabei ist, schon. Doch die Rolle der geschlagenen Frau, die als Kämpferin für ihre Tochter wieder zu eigenem Selbstbewusstsein findet, steht ihr. Sie kann neben den reifen Leinwand-Giganten bestehen. Die vor Lebensweisheit satten Sätze stehen wie die mächtigen Bäume der umgebenden Natur, die auch eine exzellente Nebenrolle spielt.
Selbstverständlich ist Drama und Humor immer gut ausgewogen. Wenn der eigenwillige Einar auf dem Fahrrad mit Wimpel ins Dorf fahren muss, kann man von ihm keine ernsthafte Bedrohung mehr befürchten. Allein das Dauergedudel der Tonspur stört den von Lasse Hallström weich gespülten Wohlfühlfilm.