Elizabethtown
USA 2005 (Elizabethtown) Regie: Cameron Crowe mit Orlando Bloom, Kirsten Dunst, Susan Sarandon 123 Min. FSK o.A.
Zugegeben: Schon der Soundtrack lässt mich für diesen Film schwärmen. Eine exquisite Sammlung zeitlos wichtiger Song - ganz wie bei "Almoust Famous", dem anderen sagenhaften Film von Cameron Crowe. Nun traut er sich, nicht nur eigenwillige Charaktere aufleben zu lassen, er gibt ihrer Suche auch noch eine wundervolle, freie, ganz unerwartete Form. Pures Kinoglück!
Mit gefasstem Gesicht voller Panik und der Mantra "Es geht mir gut" auf den Lippen ging Drew Baylor (Orlando Bloom) seinem ganz persönlichen Fiasco entgegen: Acht Jahre feilte der junge Schuhdesigner an dem neuen Supermodell herum und es wird der Flopp des Jahrtausends. Nun entledigt Drew seine Yuppie-Wohnung von allem Luxus und bereitet sich auf sein cool gestyltes High-Tech-Harakiri vor, als ihn die Nachricht vom Tod des Vaters stört. Mutter Hollie Baylor (Susan Sarandon) und Schwester (Judy Greer) sind völlig aufgelöst, so soll der ach so erfolgreiche und klare Sohn den Leichnam des Vaters bei den Verwandten in Kentucky abholen. Der einzige Passagier des Nachtfluges wird zugetextet von der anstrengenden, nervigen aber faszinierend seltsamen Stewardess Claire (Kirsten Dunst). Sie gibt ihm die Wegbeschreibung nach Elizabethtown und ihre Telefonnummer mit auf den Weg.
Die Heimkehr direkt ins Herz der Familie lässt Drew nur noch staunen: Er wird vom ganzen Nest erwartet, Tante Dora zeigt direkt ihre Bildergalerie - überwältigend für den der vor lauter Arbeit keine Freunde hat. In all diesem Chaos kommen bei Drew noch Erinnerungen an Vater hoch. Und es gibt ein endloses Telefongespräch mit Claire, ein Treffen am Morgen danach - Romantik in höchsten Dosen.
"Elizabethtown" ist wieder ein Cameron Crowe-Film, der sich wohlig, warm anfühlt. Die Entdeckungsreise führt zur Herkunft, zur Familie, zu Vätern und Söhnen. So intensiv, dass man direkt zur nächsten Familienfeier will. Der Autor und Regisseur ("Vanilla Sky", "Jerry Maguire") schafft es, mit höchst amüsanten Details richtige Menschen zu zeichnen. So ist es eine von vielen seltsamen Eigenarten Drews, "last looks" - letzte Blicke - zu sammeln. Passend, für einen, der sich eigentlich schon verabschiedet hat. Doch jetzt ist er einer, der nicht weiß, wo es hingeht. Der dringend seinen Weg finden muss. Und einen Soundtrack für die Fahrt ...
Im grandiosen Finale macht Drew endlich die Reise mit seinem Vater, zu der es nie kam. Ein unglaublicher Road-Trip, genial losgelöst, völlig frei von Standard-Dramaturgie. Drew lässt sich leiten von dem Soundtrack und dem persönlich zusammengeklebten Reiseführer Claires. Eine Art amerikanische "Amelie", ganz anders und genauso gut. Die CD-Kollektion (Musik: Cameron Crowe und Nancy Wilson) mit Kentucky-Klängen steuert die Gefühle sicher ins Glück, das gar nicht mehr aufhören will.