USA 2021 Regie: Tom McCarthy, mit Matt Damon, Abigail Breslin, Camille Cottin, 140 Min. FSK ab 12
Matt Damon („Der Marsianer", „Le Mans 66"), Haudrauf mit Tendenz zum Charakterdarsteller, gibt in „Stillwater" erneut den einfachen Arbeiter, für den in den heutigen USA kein Platz mehr ist. Religiös, ungebildet, arbeitssuchend. Und eine Tochter in Marseille im Knast. Wie sich der einstige Bohrarbeiter Bill Baker (Damon) um seine Tochter Allison (Abigail Breslin) kümmert, ist mehrfach belastet. Denn früher hat er sich nie gekümmert, war als Vater abwesend. So hört er nur über Umwege, dass sie ihn nicht für fähig hält, beim Kriminalfall zu helfen, für den sie schon fünf Jahre einsitzt. Aber still und entschlossen versucht Bill, einen Verdächtigen zu finden – ohne Französisch-Kenntnisse! So naiv wagt er sich als weißer Amerikaner in die „no go area" eines Sozialviertels, um den jungen Mann mit nordafrikanischen Wurzeln ausfindig zu machen.
„Stillwater" gehört zur Art Film, bei denen das Atmosphärische genauso wichtig ist, wie die Handlung. So findet Bill in Marseille Arbeit, lebt bei einer französischen Freundin (Camille Cottin) und ist deren Tochter mehr Vater, als er es seiner eigenen jemals war. Wenn der Verdächtige dann zufällig auftaucht, wird die Frage spannend, was Bill für die Freiheit Allisons aufs Spiel setzen will. Tom McCarthy („Spotlight") ist der richtige Autor und Regisseur, um diese sonstigen Nebensächlichkeiten interessant zu inszenieren. Und um jemand wie Matt Damon zum guten Schauspieler zu machen. Wie schon bei Soderbergh in „Der Informant" oder „Liberace". Dass Amanda Knox, deren Mord-Anklage in Italien deutlich Vorlage ist, beleidigt tut, kann man verstehen: Sie spielt nur die Nebenrolle und die gesteht am Ende auch noch!