Es ist wie Maschinengewehr-Feuer in New York! Diese Wortkaskaden von Fran Lebowitz, schnell und treffend! Schon die Erklärung des Serien-Titels zeigt ihren bissigen Humor: „Stell' dir doch einfach vor, du wärst in einer Stadt!" will sie all den Menschen sagen, die mit Blick auf ihr Smartphone oder eine Karte mitten in den eilenden Menschenmassen New Yorks stehen bleiben. Da ist es tatsächlich sicherer, wenn die oft lachende, aber nicht immer freundliche ältere Dame einen bei dieser wunderbaren Doku als Stadtführerin an die Hand nimmt. Oder als Erklärerin der Mentalität der New Yorker, die sich alle ihre Wohnung nicht leisten können. Da stimmt ihr Freund, Gesprächspartner und Regisseur Martin Scorsese wieder laut lachend zu. Wie bei der Anekdote, dass sie für ihre über 10.000 Bücher jahrelang kein Appartement in New York fand.
„Pretend It's a City" zeigt auch New York im Bild, oft übersehene Besonderheiten oder Gedenkplaketten auf den Bürgersteigen. Und dann diese geniale Begehung des Stadt-Models: Eine Riesin über der Spielzeugstadt, eine intellektuelle Gigantin auf jeden Fall! Das überwiegende Gespräch mit Fran Lebowitz kommentiert vor allem. Auf jede Frage von Scorsese oder ihrem Publikum folgt unausweichlich eine spitzfindige Antwort, immer wieder blitzt ein Aphorismus auf. Über Touristen, Geld, die Metro und den Times Square. Nur weshalb man überhaupt in New York leben will, dazu gibt es keine Antwort. Aber auch keine Alternative. Lebowitz und Scorsese erzählen von alten Zeiten, philosophieren über das Wesen der Metropole. „Frans" Meinungen sind dabei nicht „trendy", aber treffend. Eine Frau, die gerne aneckt, ein eigener Kopf, eine unabhängige Denkerin. Ein seltener Genuss – auch als Film.
„Pretend It's a City", (USA 2020), Regie: Martin Scorsese, mit Fran Lebowitz, sieben Folgen à 30 Min., FSK: keine Angabe