1.12.20

Uncle Frank / Amazon


Nach „Hillbilly Elegy" schaut sich „Uncle Frank", Publikums-Liebling beim Sundance-Festival, die Gräben zwischen rückständigem Land und offenen Stadtbewohnern an: „Sei wer du sein willst!" Dieser Rat des geliebten Onkel Frank (Paul Bettany) verändert 1969 das Leben der jugendlichen Beth Bledsoe (Sophia Lillis). Vier Jahre später verlässt sie das ländliche Creekville, um in New York zu studieren. Onkel Frank ist dort beliebter Literaturprofessor und lebt zusammen mit seinem langjährigen Partner Wally (Peter Macdissi), wie die etwas unbedarfte Beth langsam entdeckt. Als Franks Vater stirbt, begeben sich die drei auf einen Road Trip in eine noch existente schreckliche Vergangenheit aus Schwulen-Hass, Rassismus und Frauen-Verachtung.

„Uncle Frank" erzählt aus der Perspektive einer jungen Frau mit viel Herz und Verstand, aber ohne Erfahrung. Beth meint tatsächlich, sie hätte noch nie einen Schwulen getroffen, und wird humorvoll über den Gesangslehrer aufgeklärt. Dass ausgerechnet Wally, der Freund aus dem Saudi-Arabien, wo Schwule noch hingerichtet werden, die gefährliche Situation im ländlichen South Carolina nicht ernst nimmt, irritiert etwas. Frank, grandios gespielt von Paul Bettany, zerbricht fast an der testamentarisch festgelegten Verachtung des Vaters und an Resten von Selbsthass. 

Im Happy End der bewegenden, exzellent erzählten Geschichte freut sich die einfältige Schwägerin (Judy Greer) fast hysterisch, dass „Schwule so gut riechen". „Uncle Frank" zeigt sehr viel Verständnis für die zurückgebliebene Familie, aber man will mit den drei anderen Leuten doch schnell wieder nach New York.
 
„Uncle Frank" (USA 2020) Regie: Alan Ball, mit Paul Bettany, Sophia Lillis, Peter Macdissi, 95 Min., FSK: ab 12