14.12.20

El Cid / Amazon Prime Video ab 18.12.


Ein Gutes hat der Boom der Streaming-Produzenten: Neben Hollywood bekommen jetzt andere Film-Nationen die Chance auf einen Weltmarkt. Serien wie „Dark" und Filme wie „Unorthodox" stoßen auf internationales Interesse. „Spanien" will nun mit seinem Nationalhelden „El Cid" mitmachen. Schon früh inspirierte der sagenhafte Ritter Rodrigo Díaz de Vivar (1045/50 - 1099) aus niederem Adel die Literatur. 1961 gab es den Historienfilm „El Cid" mit Charlton Heston und Sophia Loren. Die neue Serie stellt sich der Legende mit billiger Ausstattung, schwachem Spiel und trivialer Dramaturgie entgegen.

Während der junge Knappe (Jaime Lorente) als Stallbursche und Ritter in Ausbildung mit der schönen Jimena (Lucía Guerrero) flirtet, streiten sich die Kinder von Ferdinand I., ein Bruder, die Ehefrau und andere Konkurrenten um den Thron von León, Kastilien und Galicien. Es gibt Ziegenställe vor der Kathedrale und viele verschwörerische Blicke von mehrheitlich mäßigen Akteuren. Das wirkt wie Mittelalter-Flohmarkt und Laien-Theater. Dass die Kettenhemden schlecht saßen, mag historisch richtig sein, macht aber vor allem in Zeiten von „Game of Thrones" sehr wenig hier. Erst im Finale der ersten Folge bekommt die Sache etwas Schwung. Aber es vergehen lange weitere, bis bei einer großen Schlacht richtig viele Produktionsmitteln rausgehauen werden. Trotz fünf Stunden Laufzeit kommt die Serie in der ersten Staffel nur bis zum Tod Ferdinands 1065. Der eigentliche Aufstieg von El Cid zum Heerführer für Christen und Araber, zum Herrscher über Valencia soll wohl nächste Staffeln füllen. So bleibt der Auftritt von fortschrittlichem Wissen und Toleranz aus dem Orient ein Versprechen, die mythische Ebene um El Cid, „der mit den Vögeln spricht", eine Andeutung. Nur mit ganz viel Willen, sich über historische Details aufzuregen, sollte man diesen simplen Historien-Schinken aussitzen.

„El Cid" (Spanien 2020), Regie: Federico Cueva, mit Jaime Lorente, Alicia Sanz, José Luis García Pérez, fünf Folgen à 60 Min., FSK: keine Angabe