7.6.20

World Taxi


BRD 2020 Regie: Philipp Majer 85 Min. FSK ab 12

1991 ließ Jim Jarmusch in „Night on Earth" unter anderem Winona Ryder, Gena Rowlands, Armin Mueller-Stahl und Roberto Benigni in einer Nacht im Taxi durch fünf Städte und fünf Geschichten fahren. Fast dreißig Jahre später wiederholt Regisseur Philipp Majer in seinem gelungenen „World Taxi" die Idee als Dokumentation: Bangkok, Pristina, Dakar, El Paso und Berlin sind die Städte, in denen er jeweils über 24 Stunden fünf TaxifahrerInnen begleitet. Interessant, informativ, manchmal komisch und immer unterhaltend.

Es bleibt nicht aus bei einer solchen Reise im Taxi: Man lernt Menschen kennen, Länder und Regionen. Im Kosovo überall riesige Plakate mit Bill Clinton, der „die Freiheit gebracht hat". Zu den Freiheiten gehört wohl auch, einen anderen Autofahrer auf Schadensersatz abzuzocken, weil der Seitenspiegel eines Taxis verstellt wurde. Aber ansonsten weitgehend undramatisch erfahren wir im Süden der USA, wie der Anschlag in Las Vegas kurze Zeit vorher die Stimmung beeinflusst. Ebenso wie das katastrophale Gesundheitssystem der USA oder der Blick durch den Grenzzaun nach Mexiko.

Einen Themenblock bilden selbstverständlich die Preise. Eifrig verhandelt im Senegal, kommentarlos gesetzt in den USA. Dazu die völlig unterschiedlichen Arbeits- und Lebens-Bedingungen. Etwa im riesigen Camp für die Fahrer am Bangkoker Flughafen, wo Fitness-Center und Küchen für die tagelangen Wartezeiten zur Verfügung stehen. Der thailändische Taxifahrer nimmt das gelassen hin, fröhlich wie die bonbonfarbenen Toyota-Taxis.

Die raue Berlinerin und vor allem ihre Gäste aus dem Nachtleben könnten wahrscheinlich einen ganzen Film füllen. Da ist der Schotte, der nach 16 Stunden in Berliner Club Berghain im Taxi einschläft. Oder die Lesben, die der Taxifahrerin vor allem ihre Nummer für erotische Erlebnisse aufdrängen wollen.

Ein Gedanken-Austausch zwischen Fahrer und drei Frauen im Fond über die Vielehe im Senegal gehört zu den vielen interessanten Gesprächen in den Taxis. Aber auch Aufnahmen von draußen lassen vor allen Dingen in Zeitlupe viel Zeit für eigene Betrachtungen und Entdeckungen. Überhaupt machen abwesende Kommentare und eine breite Palette von Themen den Film zu einem angenehm offenen und freien Roadtrip, der seinen Fahrpreis wert ist.