Großbritannien 2019 Regie: Andrew Onwubolu, Stephen Odubola, Micheal Ward, Khali Best, Karla-Simone Spence 92 Min. FSK ab 16
„Blue Story" ist Baz Luhrmanns „Romeo + Juliet" als Bandenkrieg in London. Nur diesmal geht es nicht um Liebe, sondern um Freundschaft über unüberwindbare Grenzen hinweg. Und im heutigen sinnlosen Kampf zwischen benachbarten Stadtteilen wird die Romantik ersetzt von einer gnadenlosen Gewaltspirale.
Tim und Marco (Stephen Odubola and Micheal Ward) sind beste Schulfreunde, obwohl sie aus Peckham und Lewisham, anderen Londoner Stadtteilen stammen. Nach der Schule werden sie jeweils von Banden-Mitglieder der anderen Seite aggressiv angemacht und nur der jeweils beste Freund kann sie vor weiteren Problemen retten. Doch die scheinbare Sicherheit der besseren Schule hilft nicht mehr, als nach Prügeleien und Flaschenwürfen der Kampf schnell mit Waffen eskaliert. Bald ist jemand erschossen, die Brüder der beiden ziehen Tim und Marco in den Bandenkrieg hinein. Aus dem netten Kumpel wird ein brutaler Killer.
„Blue Story" hat viel Dynamik, erzählt ruhelos und energisch gespielt seine recht übersichtliche Konstruktion. Der wegen lokaler sozialer Unruhen länger ausgestellte Film gewinnt Authentizität durch den Autor und in zwischen den Szenen selbst rappenden Erzähler Andrew Onwubolu, aka Rapman, der hier von eigenen Erfahrungen berichtet. Er selbst hat diese Geschichte schon in der kurzen Webserie „Shiro's Story" erzählt und wurde dadurch populär.
Rapman setzt deutlich nicht die Traditionen von Spike Lee, von John Singletons „Boyz N The Hood" (1991) oder „Menace II Society" (1992) der Hughes-Brüder fort. Seine Art Romeo und Julia unter Freunden liefert nicht viel Erklärungen zu den Aggressionen und Banden-Formungen. Auch Bildungsschranken werden nur am Rande behandelt. Es wirkt etwas ermüdend, die Gewaltspirale erneut zu sehen. Doch diese Ermüdung ist natürlich ein Luxus gegenüber den Erlebnissen und Gefühlen draußen auf der Straße. Diese Wiederholung ohne Aussicht auf Veränderung macht „Blue Story" auch so schockierend.