Frankreich 2018 Regie: Yann L'Hénoret 96 Min. FSK ab 6
Modeschöpfer Jean Paul Gaultier hatte schon immer was mit Film – seine Kostüme prägten „Das fünfte Element" (1997), „Die Stadt der verlorenen Kinder" (1995) oder „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" (1989) mit. Nun erzählt eine Dokumentation die Entstehung einer Revue über sein Leben nach – prallvoll mit Gaultiers Ideen und prominenten Kooperationspartnern.
Regisseur Yann L'Hénoret („Macron: Hinter den Kulissen des Sieges") begleitete Gaultier über zwei Jahre lang beim Entstehen der „Fashion Freak Show" in der legendären Pariser Varietébühne Folies Bergère. Selbstverständlich bekommt man Jean Paul Gaultier bei den Vorbereitungen und vor allen Dingen den Arbeiten am Kostüm mit. Aber vor allem bringen die Show und die Doku wunderbar spielerisch autobiografische Elemente mit ein. Etwa die Geschlechtsoperation am Teddybären durch den kleinen Jean Paul, der nicht mit Puppen spielen durfte und so einen ersten „Freak" schuf. Die Filmaufnahmen für Clips, die in der Show auf die Kulissen projiziert werden, zeigen spitze Brüste aus Papier, die mode-historisch in einem Kostüm für Madonna und immer wieder in der Show hervorstechen.
Von der Re-Inszenierung der erste (schwulen) Liebe bis zum ersten Catwalk ist die Revue-Figur Jean Paul Gaultier immer am weiß-blau gestreiften Bretagne-Shirt erkennbar. Der reale, mittlerweile fast 70-jährige Künstler ist bei der Vorbereitung einer opulenten Show als der Mann hinter dem allen fast unauffällig. Freundlich, ohne Zickereien unterstützt er alle, die ihn unterstützen. Nur das Aufgebot an Prominenz reflektiert seine Bedeutung: Nile Rodgers gibt den Titelsong, Madonna schaut für Aufnahmen vorbei, ebenso französische Leinwand-Legenden, Almodovar-Star Rossy de Palma gibt eine strenge Lehrerin. Die französische Film-Regisseurin Toni Marshall inszenierte die Show, den Soundtrack versorgte Stromae, der übrigens seine eigene Modelinie hat.
Yann L'Hénoret gelang es mit „Jean Paul Gaultier: Freak & Chic", statt der Nacherzählung eines Lebens, die große, wilde und kongeniale Show über dies Leben zu zeigen. Dabei ist nur schade, dass man sie nicht komplett im Folies Bergère miterleben konnte.