10.4.18

Steig. Nicht. Aus!

BRD 2017 Regie: Christian Alvart, mit Wotan Wilke Möhring, Hannah Herzsprung, Christiane Paul, Fahri Yardim, 109 Min. FSK ab 12

Ja, ist denn schon WM? Oder wieso verirrt sich ein halbgares deutsches TV-Stückchen ins übervolle Kino? Der Berliner Bauunternehmer Karl Brendt (Wotan Wilke Möhring) will schnell seine Kinder Josefine (Emily Kusche) und Marius (Carlo Thoma) zur Schule bringen. Doch im Stress zwischen (von der Frau) verpasstem Hochzeitstag und Problem in der Firma droht ein Unbekannter per Telefon damit, das Auto in die Luft zu sprengen, sollten Karl oder die Kinder aussteigen. Das haben schon Colin Farrell und andere nach dem Motto „Leg. Nicht. Auf!" oder „Geh. Nicht. Vom. Gas!" erlebt. Und Wotan Wilke Möhring hält sich in der Solonummer ganz gut, entfernt kann man sogar an Tom Hardy allein am Autotelefon in „No turning back" denken.

Der Erpresser will auf jeden Fall sehr viel Geld. Die Teenie-Tochter auf der Rückbank macht selbstverständlich alles andere, als was man ihr sagt. Und verrät auch in höchster Not die Affäre der Mutter. Denn dass dies alles kein Aprilscherz ist, zeigt sich, als das Auto von Karls Partner mit zwei Personen in die Luft fliegt. Der kleine Marius bekommt einen Splitter ab und verblutet nun langsam. Karls Frau und alle anderen vermuten derweil, dass Karl aus Verzweiflung seine Kinder entführen und sogar umbringen will.

Die Ehepartner müssten sich gerade jetzt vertrauen, was ausgerechnet die Ehebrecherin nicht leisten kann. Das geht mäßig spannend durch, bis plötzlich die große Action in Berlin mit vielen Autos, Hubschraubern und Sightseeing von Konzerthaus und Gendarmenmarkt aufgefahren wird. Da funktioniert dann gar nichts mehr.

Die Rache der Entmieteten im gentrifizierten Berlin ist eine nette Idee, aber hier mäßig umgesetzt, und so eine Argumentation schadet der guten Sache. Christiane Pauli wird dabei als fremdgehende Ehefrau zu wenig gefordert. Und auch das sonstige Personal spielt sich eher auf TV-Niveau ein. Der beschränkte Kommissar erweist sich als zu beschränkt, um dem Konstrukt etwas hinzuzufügen. Das alles wirkt so, als wenn dies der Pilot zu einer Serie ist und wir die Bombenentschärferin (Hannah Herzsprung) ab jetzt jede Woche Gutes tun sehen können. Erst im Abspann hat der Schlusssong „Die Kaputtilation" der Berliner Band Grossstadtgeflüster mehr Power, Witz und Schwung als der ganze Film.