30.4.18

No Way Out - Gegen die Flammen

USA 2017 (Only the Brave) Regie: Joseph Kosinski mit Josh Brolin, Miles Teller, Jeff Bridges und Jennifer Connelly 134 Min. FSK ab 12

Der Feuerwehr-Film ist eine heiße Sache für Heldenverehrung und nicht erst seit 9/11 für Pathos mit Brandbeschleuniger. Regisseur Joseph Kosinski („Oblivion", „Tron: Legacy") lässt seinen neuesten, exzellenten Beitrag zum Genre mit toller Besetzung erst einmal auf kleiner Flamme köcheln, bis das Feuerwerk im Finale fast alles wegfegt. Eine Überraschung, für die man Feuer und Flamme sein kann.

Harte Kerle, verwegene Männer und ruppige Kameradschaft - alles da, doch „No way out" geht nicht direkt in die Feuerhölle. Für Eric Marsh (Josh Brolin) ist seine Feuerwehr-Truppe, die sich mit gigantischen Waldbränden rumschlägt, eher ein betriebswirtschaftliches Drama: Eric will sich mit seiner Truppe und der Hilfe vom Unternehmer Duane Steinbrink (Jeff Bridges, darf Country singen) gewinnbringend selbständig machen. Die 19 Männer sollen eine Hotshot-Crew werden, eine Elite-Truppe, die den Feuerwalzen den Weg abschneidet, ihnen durch rasend schnelle Rodungen und platzierte kleine Feuer die Nahrung nimmt. Die Qualifizierung braucht mit einer Art Führerscheinprüfung und trotz politischer Unterstützung seine Zeit. Was der Film ebenso vermittelt wie die schweißtreibenden Techniken der Feuerbekämpfung.

Im langsamen Aufbau bekommt der Neuling Brandon „Donut" McDonough (Miles Teller) ein Chance. Obwohl der wenig fitte Typ mit seinen Vorstrafen kaum geeignet scheint, hat Boss Marsh seine Gründe für diese Entscheidung. Man erfährt sie erst viel später. Der Ausbildung wird ausführlich und tatsächlich informativ gefolgt, ohne dass es langweilt. Die Kameradschaft bleibt nicht oberflächlich und geht ohne viele Worte in die Tiefen von Abhängigkeiten und Süchten. Aber bevor das Gequengel, dass die Männer zu lange von zuhause weg sind, überhand nimmt, bedroht ein Feuer den Heimatort der Truppe.

Nein, „No way out" ist kein Actionfilm. Hier sind mehr Menschen als Helden im Einsatz, wie Erics nervöses Bangen um die offizielle Bewertung eines eigensinnigen aber erfolgreichen Einsatzes zeigt. Nicht nur die Entwicklung von Neuling Brandon ist packend, auch Marshs Frau Amanda (Jennifer Connelly), die sich um verletzte Pferde (und auch Männer) kümmert. Für andere Filme wäre sie eine bangende und schluchzende Randfigur, hier - in diesem hauptsächlichen Männerfilm - steht sie eindrucksvoll ihre Frau. Denn das notwendige Maß an Selbständigkeit, das die Angehörigen der dauernd in Lebensgefahr abwesenden Helden aufbringen müssen, ist gut ausgearbeitetes Thema.

Nach den zwei Action-Filmen „Oblivion" (2012) und „Tron: Legacy" (2010, auch mit Jeff Bridges) überrascht Regisseur Joseph Kosinski hier mit einem gut geschriebenen, hervorragend gespielten, gekonnt inszenierten und exzellent fotografierten Werk. Kameramann Claudio Miranda zeigt erstaunlich schöne Bilder von brennend fliehenden Tieren, die auch mal still nicht der Überwältigungs-Dramaturgie folgen. Die mit stimmigen Figuren perfekt abgesicherte, äußerst sorgfältige Steigerung wird dann am tragischen Schluss noch richtig spannend. Mit einem unglaublich heftigen Finale, das auch einen schlechteren Film sehr sehenswert gemacht hätte.