2.7.14

Wüstentänzer

Großbritannien 2014 (Desert Dancer) Regie: Richard Raymond mit Reece Ritchie, Freida Pinto, Tom Cullen 98 Min.

Der iranische Junge Afshin tanzt in der Schulklasse „Dirty Dancing" nach, was ihm eine wund geschlagene Hand einbringt und die Warnung der Mutter vor den Sittenwächtern an der Straßenecke. Doch Afshins Schulleiter lädt ihn ins Saba-Kulturzentrum ein, wo Kinder und Jugendliche in Freiheit Rock hören, Jungs und Mädchen zusammen tanzen und Theater spielen. Auch an der Uni findet Afshin Ghaffarian (Reece Ritchie) schnell eine Untergrundgruppe, die heimlich tanzt. Stark ist sein Staunen, als er zum ersten Mal dank Proxy-Server auf Youtube frei Tänze sehen kann. Nurejew, den Moonwalk und modernen Tanz. Doch immer sind da extrem brutale Politik-Fanaten, die Menschen mit anderen Ansichten lebensgefährlich zusammenschlagen und auch ermorden. Es ist die Zeit vor den letztlich manipulierten Wahlen 2009, in der die Menschen noch Hoffnung auf Wandel hatten. Nachdem Ghaffarian von einem besonders fanatischen Sittenwächter beinahe ermordet wird, flieht er nach Frankreich.

Wir sehen die Konflikte eines heimatliebenden Exilanten, dessen Freund bleibt und weiter politisch aktiv ist. Das Drama der Liebe eines unerfahrenen Jüngelchens zu einer Drogensüchtigen und anderes Wichtige, wird sehr deutlich gezeigt: Die Sittenwächter sind die Bösen, man muss sich vor ihnen in acht nehmen. Deshalb gibt es das öffentliche und ein geheimes Leben im Iran. Das Gegeneinander von Gewalt und Kunst ist teilweise erschreckend dargestellt, allerdings auch recht allgemein. Mehr als in den Anreißern von entsprechenden Zeitungsartikeln vermittelt der Film kaum.

Der titelgebende Wüstentanz etwa, hat neben der überzeugenden Idee, vor der Unterdrückung in die Wüste zu fliehen und dort eine geheime Aufführung zu veranstalten, etwas Kunstgewerbliches. Das ist tänzerisch nicht atemberaubend wie „Pina", das ist höchstens nett und gut gemeint. Bis auf die bewegende Schluss-Szene in Paris, die tanzend alles vorher Gesehene zusammenfasst und viel spannender zeigt. Mehr als die große Kunst wollen die Macher ansonsten das - relativ - große Publikum erreichen. Was mit ein paar mitreißenden Tanzszenen, einer Geschichte von Freundschaft, Liebe und Verrat gelingen könnte.

Generell wirkt in „Wüstentänzer" aufgesetzt und irritierend, dass die Schauspieler im Original Englisch sprechen und in den Hauptrollen keine Iraner zu sehen sind. Auch wenn der Film auf dem Leben des Tänzers Afshin Ghaffarian basiert, wirkt vieles nicht lebendig. Da gibt es viele bessere Filme aus dem Iran selbst und über den Iran, von Exilanten realisiert. Erschütternd beispielsweise Bahman Ghobadis "No one knows about Persian Cats", in dem Jugendliche für ein paar Feiern mit dem Tod bezahlen.