2.7.14

Jack und das Kuckucksuhrherz

Frankreich, Belgien 2013 (Jack et la mécanique du cœur) Regie: Mathias Malzieu, Stéphane Berla 93 Min. FSK: ab 6

Eine Operation am gefrorenen Herzen kurz nach seiner Geburt macht aus Jack den Jungen mit dem Kuckucksuhrherz. Madeleine, eine skurrile Mischung aus Diva und Hexe, wird seine neue Mutter. Hinter dem harten, porzellanartigen Gesicht und unter der Turmfrisur verbirgt sich eine liebevolle und empfindliche Seele. Das Liebesverbot, das sie für Jack ausspricht, damit sein Kuckucksuhrherz nicht durchdreht, ist weise und gründet auf eigene Erfahrungen. Doch als Jack eine schöne Leierorgel-Spielerin trifft, läuft seine Kuckucksuhr gleich heiß, während die Welt um sie herum fast still steht und alles schwebt.

Kreative Triebfeder hinter dem wundervollen Animations-Film „Jack und das Kuckucksuhrherz" ist Ko-Regisseur Mathias Malzieu, der für den Roman „Die Mechanik des Herzens", das Drehbuch sowie mit seiner Band Dionysos für die Musikeinlagen verantwortlich war. Die kongeniale Umsetzung gelang rasant und fantastisch, hat dabei antiquierten Charme. Doch, Computer sei dank, bewegen sich nun die Figuren fließend und mit viel Ausdruck. Vor allem aber zeigt sich die Kamera immer wieder völlig losgelöst.

Das Schulkleid der unbekannten Fremden veranlasst ihn erst, in die Hölle einer Schule zu gehen, eine Hölle des Mobbings, die an Jack aus „Nightmare before Christmas" erinnert und weitere geniale Liedchen hervorruft. Danach entführt uns die Geschichte in eine noch fantastischere Zirkuswelt in Andalusien, in der Jack als Don Quixote der Liebe seine Traumfrau wiederfindet und einen Job als Erschrecker in der Geisterbahn annimmt. Doch kann dieser herzengute Kerl überhaupt erschrecken. Böse berichtet nur ein finsterer Gegenspieler, der Jack bis nach Spanien verfolgt...

„Jack und das Kuckucksuhrherz" ist eine romantische Liebeserklärung an alle Freaks und Außenseiter - im Kino und im anderen Leben. Ein Rock-Musical mit etwas Steam-Punk zur im 19. Jahrhundert angesiedelten Handlung und Anklängen an die Songs von Morrissey. Aber auch mal poppig und spanisch, dann grandios kitschig im Liebestraum mit zahlreichen kleinen Feen, die an Baz Luhrmans Tinkerbell aus „Moulin Rouge" erinnern. Witzig und rhythmisch in den Liedchen, fantastisch unkonventionell in der rührenden Geschichte und vor allem sensationell in der Zeichnung: Alle Figuren zerplatzen fast vor Charakter, so wie die Bilder bis in die hintersten Ecken mit witzigen Details angefüllt sind. Ein ganz großer Film, den sich allerdings auch Kleine mit Begeisterung ansehen werden.