2.7.14

2 automnes 3 hivers

Frankreich 2013 (2 Herbste 3 Winter) Regie: Sébastien Betbeder mit Vincent Macaigne, Maud Wyler, Bastien Bouillon 91 Min.

Der Top Spielfilm in dieser französischen Startwoche beginnt mit einer reizenden Liebesgeschichte, mit den Anlaufschwierigkeiten eines 33-Jährigen bei seiner Zufallsbegegnung: Arman (Vincent Macaigne) joggt zwar immer mehr, um die zu süße Amélie (Maud Wyler) im Park wieder zu sehen, aber sie joggt anscheinend nicht mehr am Wochenende. Das wirkt erst unbeholfen und linkisch, aber nach nur wenigen Minuten ist man entgegen allen Sehgewohnheiten völlig gefesselt und angenehm amüsiert. Der Geschichte der etwas verschlafen wirkenden, bärtigen Halbglatze mit Schal und lässiger Kleidung gesellen sich unterschiedliche und verschiedene Erzählperspektiven hinzu, die seines Freundes und Amélies. In den Kapiteln von „2 Herbste 3 Winter" findet sich unglaubliche Fülle von Eindrücken, Erlebnissen, Gedanken.

Armans mit 33 Jahren schon recht melancholische Lebens-Bilanz ist sehr persönlich und hat doch viele Anknüpfungspunkte für die eigenen Erfahrungen. Dazu tragen die unprätentiösen, alltäglichen Aufnahmen von Paris mit bei. Sehr alltäglich auch Armans Einschätzungen der anderen Wartenden bei der Wahl der richtigen Supermarkt-Kasse. Für das erste Abendessen will Arman seine Wohnung aufräumen - aber nicht zu sehr. Auf der anderen Seite gibt es auch Außerkörperliche Erfahrung, eine Treffen mit seinem verstorbenen Vater, den Schlaganfall eines jungen Freundes. Da Arman und seine Freunde Filmfans sind, ist dieses Schätzchen auch voller filmische Fachbegriffe. Aber vor allem ist „2 Herbste 3 Winter" so niedlich romantisch wie lange nichts mehr, um genau zu sein, wie vielleicht seit Truffaut nicht mehr. Das ist jetzt nicht gleich eine neue „Nouvelle Vague", aber wird eine große Welle in den Herzen der Cinasten hervorrufen.