28.7.14

Die geliebten Schwestern

BRD 2014 Regie: Dominik Graf mit Hannah Herzsprung, Florian Stetter, Henriette Confurius, Claudia Messner, Ronald Zehrfeld 130 Min.

Als die junge Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius) im Herbst 1787 von Rudolstadt an der Saale nach Weimar zu ihrer Patentante, der Frau von Stein (Maja Maranow) zieht, verabscheut die Adelige aus verarmten Hause schnell die Gesellschaft der Stadt. Bis sie zufällig den jungen, aus Württemberg verbannten Autor Friedrich Schiller (Florian Stetter) kennenlernt. Die Initiative ihrer älteren, wegen des Geldes unglücklich verheirateten Schwester Caroline von Beulwitz (Hannah Herzsprung) bringt Schiller nach Rudolfstadt, wo sich eine innige Beziehung zwischen den dreien entwickelt. Sie schicken sich codierte Briefe und landen schließlich zusammen im Bett des kranken Schiller. Die Schwestern, die sich schon früher unter dem Rauschen des Rheinfalls bei Schaffhausen Treue und ewige Offenheit schworen, beschließen, dass die Lollo genannte Charlotte Schiller heiratet, damit auch „Line" ihm nah sein kann. Doch die Berufung Schillers an die Universität Jenas und Caroline Flucht vor der zunehmend unerträglichere Ehe bringen die drei im Laufe der Jahre auseinander. Zuerst verzichtet die ältere für die geliebte Schwester auf den geliebten Mann, dann verheimlicht sie Jahre später ein leidenschaftliches Treffen.

„Die geliebten Schwestern", diese ungewöhnliche Liebesgeschichte dreier Figuren, die 13 Jahre überdauert, bedeutet die Rückkehr des vielfach ausgezeichneten Regisseurs Dominik Graf (u.a. 10 Grimme-Preise, Deutscher- und Bayerischer Fernsehpreis) ins Kino. Auch das Drehbuch über die außerordentliche Liebe zwischen Friedrich Schiller und den beiden Schwestern Caroline von Beulwitz und Charlotte von Lengefeld stammt aus der Feder des Machers von „Im Angesicht des Verbrechens", dieser sagenhaft guten TV-Mehrteilers.

Dominik Graf ergeht sich in seiner schönen historischen Liebesgeschichte immer wieder mal in Langsamkeit. Die literarischen und Weltereignisse spielen vom Rande her rein, ergänzen etwa als Berichte von grausamen Auswüchsen der Französischen Revolution das Gefühlsspektrum. Auch wenn die finanzielle Situation des verarmten Adels eine wichtige Rolle spielt, „Die geliebten Schwestern" ist kein Jane Austen-Roman. Die kleinen Anspielungen und netten Momente verweisen ins Hier und Jetzt wie die in 3D posierten Scharaden als damaliges Heimkino. Goethe, der in Italien weilt und fast nur am Rande auftaucht, ist fast ein Running Gag. Die historische, erste Begegnung der beiden Dichter wird eine herrliche Lachnummer über Fans und Prominenz. Vielleicht kann man auch die Weimarer Gesellschaft und Charlottens vernichtendes Urteil über diese auf die Filmszene übertragen.

Während die Bilder der TV-Koproduktion nicht die Üppigkeit großer Hollywood-Dramen erreichen können, überzeugen die Darsteller, unterstützt durch die feine Sprache. Dabei darf man keine Schiller-Biografie erwarten, die Caroline später als erste schreiben wird. Der große Dichter kommt nicht immer gut weg, verschläft die blutige Geburt seines Sohnes nebenan. Im Zentrum steht des Experiment einer außergewöhnlichen Liebe, bei der sich anfangs die Schwestern gegenseitig übertreffen, mit liebevoller Aufopferung und Entsagen für den anderen. Am Ende sind sie in Weimar angekommen und angenommen, doch in ihrer Liebe gescheitert. Die Euphorie des Anfangs wich einer Tristesse der Bürgerlichkeit. Dieses mutige Experiment mitzuerleben, berührt und interessiert.