15.1.13

50. FICXixón

50 Jahre Nachwuchs in Gijón - das Festival International de Cine de Gijón

Mit 50 Ausgaben läuft Gijón den großen europäischen Festivals etwas hinterher. In Spanien wird es als dritt- oder viert-wichtigstes Filmevent geführt und gilt mit Fokus auf die „Independents" als spanisches Sundance. Die nachhaltige Wirkung dieser Festivalgeschichte war bei der Jubiläumsausgabe vom 16.-25. November nicht zu übersehen: Raúl García, Jurymitglied der neuen Animation-Sektion „Animaficx", erlebte beispielsweise das Festival, das sich seit 1963 auf Kino- und TV-Filme für Kinder und Jugendliche konzentrierte, bereits im Alter von 15 Jahren. Später war er erster spanischer Animator bei Disney überhaupt und steht momentan mit einem animierten Kurzfilm zu Poes „House of Usher" auf der Shortlist für die Oscars. Für die erste Animation eines Cornelia Funke-Romans (Kleiner Werwolf) sucht der freie Produzent und Regisseur gerade Partner. Bis zu 12.000 Kinder und Jugendliche jährlich bevölkern weiterhin vormittags die Festivalkinos der asturischen Küstenstadt und entdecken neue Perspektiven in einer ehemaligen Bergarbeiter-Region. Doch die Banken-Krise erreichte auch diese kulturell reiche Ecke Nordspaniens: Schulen protestieren gegen Kürzungen und konnten teilweise den Trip zum Festival nicht mehr finanzieren.

Der neue Festivalleiter Nacho Carballo, der den seit 1995 verantwortlichen José Luis Cienfuegos unter Protesten einiger spanischer Filmschaffender ablöste, setzt die Tradition mit der Reihe „Enfants terribles" fort, konnte aber auch einen starken internationalen Wettbewerb präsentieren, der sich seit 1986 etabliert hat. Einen weiteren Festivalerfolg verbuchte dabei „Epilogue", das bewegende Porträt zweier verarmter Rentner in Tel Aviv vom israelischen Regisseur Amir Manor. Kurzsichtige Proteste anlässlich des parallel stattfindenden israelischen Angriffs auf den Gazastreifen ließ die Festivalleitung zu, aber verteidigte die Freiheit der Filmvorführungen eines ausgesprochen linken Regisseurs und Kriegsgegners. Eindrucksvoll auch der Gewinner des FIPRESCI-Preises und afghanischer Oscar-Kandidat „The Patience Stone", in dem Atiq Rahimi („Erde und Asche", 2004) seinen eigenen Prix Goncourt-Roman „Syngué Sabour. Pierre de patience" („Stein der Geduld") über eine schmerzliche Emanzipation zwischen afghanischen Kriegsfronten zusammen mit Jean-Claude Carrière (Drehbuch) verfilmte. Bei den Kurzfilmen sorgte der Linzer Michael Rittmannsberger mit dem in Spanien unaussprechlichen Titel „Abgestempelt" und zwei Hauptpreisen für Aufsehen. Auch er landet damit auf der Oscar-Shortlist.

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