USA, Indien, Vereinigte Arabische Emirate 2011 (The Help) Regie: Tate Taylor mit Emma Stone, Viola Davis, Bryce Dallas Howard, Jessica Chastain, Sissy Spacek 146 Minuten FSK o.A.
„The Help" erzählt die Erfolgsgeschichte eines Buches und ist gleichzeitig bewegender Lebensbericht. Der Ort: Jackson, Mississippi, die Stadt vom Cash-Song tief im Süden der USA. Die Zeit, 60er-Jahre, als man noch Zigaretten Kette rauchte und zu glauben wusste, dass "Schwarze andere Krankheiten übertragen". Die junge, rebellische Eugenia „Skeeter" Phelan (Emma Stone) will Autorin werden und findet in den Haushaltshilfen der reichen Weißen das ideale Sujet - nach Meinung der New Yorker Redakteurin. Vorerst bestreitet Skeeter in der lokalen Zeitung die Kolumne mit den Haushaltstipps, was auch eine gute Tarnung ist. Denn die Rassengesetze sind harsch und werden auf beiden Seiten ängstlich befolgt.
So gibt Aibileen (Viola Davis) anscheinend Tipps, traut sich aber immer mehr von ihrem Schicksal zu erzählen. Aber erst als die aufmüpfige, alte Minny Jackson die Erniedrigungen nicht mehr aushält, kommen genügend Geschichten zusammen. Die Emanzipation der rothaarig-wilden Skeeter als Tochter und Autorin ist Triebfeder in der Verfilmung des Romans „The Help" („Gute Geister") von Kathryn Stockett. Das satt gezeichnete Sittengemälde ist gleichzeitig ein entlarvendes Porträt der dekadenten weißen Gesellschaft. Da ist die Mutter ohne Interesse am eigenen Kind, denn gesellschaftliche Ereignisse wie die Bridge-Runden mit ihren Freundinnen sind wichtiger. Aber auch Hilly Holbrook (Bryce Dallas Howard), die rassistische, angepasste Altersgenossin Skeeters, die sich ausgerechnet als Wohltäterin aufspielen will. Sie ist der Teufel dieser Geschichten, in ihr sammelt sich der Rassismus, gegen sie wendet sich der Widerstand der unterdrückten Haushaltshilfen. Mal mit einer ekeligen Attacke, mal mit folgenreichen Druckfehlern bei einem Wohltätigkeits-Aufruft und vor allem mit der Anklage durch Skeeters Buch.
Im Herzen dieses - bei allem Unrecht - Wohlfühlfilms liegen die Schicksale der schwarzen Frauen, etwa das von Aibileen, die ihren Sohn verloren hat. Und da ist auch noch Skeeters eigenes, altes Kindermädchen Constantine, die nach 29 Jahren Dienst plötzlich verschwand. Sie hatte Eugenia großgezogen und ihr viele wichtige Dinge über das Leben beigebracht. Dann wurde die sehr weise Frau von Mutter Charlotte kaltherzig abgeschoben, weil sie einen snobistischen Hausfrauenverein („Töchter Amerikas"!) echauffiert hat. Sie gönnt Constantine nicht mal die Gnade, bis zum Lebensende weiter zu arbeiten. (Was selbst uns bald wieder per Gesetz garantiert wird.) Doch auch darüber lügt oder schweigt man, wie über vieles andere.
Was „The Help" vom Rassismus zeigt, ist traurig: Die Angestellten dürfen nicht auf die Toilette der Herrschaft im Haus, selbst wenn draußen vor ihrer Garten-Toilette ein Tornado wütet. Auch eine brutale Verhaftung mit den Schlägen der Polizei erschreckt. Alle Schwarzen erzählen von ihrer Angst vor dem Kuklux-Clan, der an ihre Häuser Feuer legt. Aber was wirklich und ungeschönt in dieser Zeit passierte, zeigt eher ab nächste Woche die Doku-Kompilation „The Black Power Mixtape 1965 - 1973" im Kino. „The Help" ist eine schön, eine hervorragend erzählte Geschichte, in der alles gut ausgeht. So wurde sie auch heftig als Schönfärberei angegriffen. Wer sich drauf einlässt, kann sich über exzellente Bilder, eine (im Original) reizvolle Sprache und tolle Schauspieler freuen. Sissy Spacek als Skeeters Großmutter ist eine böse, bissige Lachnummer. Jessica Chastain fällt schon wieder ganz anders positiv auf: Als Celia Foote ist sie die vom Zirkel frustrierter Hausfrauen Ausgestoßene, nicht besonders intelligente, die allerdings als einzige Hausherrin ein natürlich menschliches Verhältnis zum Personal zeigt.