4.4.10
Kampf der Titanen (2010)
USA, GB 2010 (Clash Of The Titans) Regie: Louis Leterrier mit Sam Worthington, Mads Mikkelsen, Alexa Davalos, Ralph Fiennes, Liam Neeson, Danny Huston 106 Min. FSK: ab 12
Nach dem Kinderfilm „Percy Jackson“ verirrte sich nun ein anderer Bastard der Götter und der Filmgeschichte wieder auf die Leinwand. Das Remake vom „Kampf der Titanen“ ist banales und überflüssiges Popcorn-Kino. Allerdings ist Aufpassen angesagt: Während die meisten ihren Popcorn-Container noch nicht platziert haben, wurde schon die titanische und göttliche Familiengeschichte von Held Perseus abgerissen.
Nun erlebt der vermeintliche Waise Perseus (Sam Worthington), dass die Krieger von Argon eine Art gemäßigten Atheismus ausrufen, indem sie Götter- oder Götzenbilder stürzen. Allerdings fällt es schwer, nicht an Götter zu glauben, wenn diese prompt mit einem Gemetzel antworten. Perseus verliert dabei auch seine Pflegeeltern und am Hof der Argonauten hat Hades einen düsteren Auftritt: Er wird durch sein ganz spezielles Monster Kraken die Stadt zerstören lassen, wenn diese nicht die Königstochter Andromeda opfert. Nebenbei enttarnt Hades noch den verdatterten Perseus als Sohn des Zeus. Nun hat der junge Halbgott nur noch wenig Zeit, um mit ein paar Gefährten hässliche Hexen zu befragen, die noch hässlichere Medusa zu köpfen und dann das Monster zu besiegen. Also ein simples Adventure oder Computerspiel.
Falls sich jemand fragt, weshalb die Geschichte denn mit Riesenskorpionen, einer gigantischen Mischung aus Alien und Godzilla sowie anderen Monstern aufgeblasen werden muss, ist die Antwort einfach: Die Monster und die Effekte sind die Geschichte. Um etwas anderes geht es überhaupt nicht bei dieser Produktion. Das Remake des gleichnamigen Films von Desmond Davis aus dem Jahre 1981 (mit Laurence Olivier als Zeus!) erfüllt die minimalen Erwartungen an so ein albernes, oberflächliches Spektakel ganz gut. Doch was soll das konfuse und unlogische Gerede über den Glauben, was die Überlänge und was 3D? Dieser Film braucht 3D noch weniger als die Menschheit Götter. Vielleicht bringen Überlänge und 3D einen doppelten Zuschlag an der Kasse - aber dann sollte man sich diese Popcorn-Packung für Zuhause aufbewahren. Derart flaches Kino wird durch schlechte 3D-Effekte auch nicht aufgewertet.
(Der 1981er „Clash“ war hingegen, auch wenn er noch nicht sooo alt ist, durch den genialen Effekt-Techniker Ray Harryhausen mit dessen reizvollen Tricks ein Relikt aus viel älterer Zeit.)
Zwar nimmt sich der Film selbst furchtbar ernst und die wenigen Scherzchen fallen echt erbärmlich aus. Aber unfreiwillig kommt einige Komik ins Schauspiel: Die Darsteller, die sich für sicher viel Geld hier lächerlich (lustig?) machen, sind eindrucksvoll: Ralph Fiennes und Liam Neeson sehen sich als dumm-glänzendes Bruderpaar vom Olymp tatsächlich zum Verwechseln ähnlich. Wie irgendwie alle hinter den Zottelbärten der alten Griechen. Nur Percy fällt mit seinem militärischen Kurzhaarschnitt und dem olive-grünen Army-T-Shirt aus dem Rahmen. Ein anderes Gesicht fasziniert wirklich hinter den Klebemasken: Mads Mikkelsen. Ein Insider-Scherz ist die mechanische Eule, die auf das Original aus dem Jahre 1981 verweist. Aber die Kämpfer lassen sie ungenutzt in der Kiste liegen.
Extrem spaßig ist das Sammeln von sicher so nicht beabsichtigten „Zitaten“: Die Füße der gestürzten Zeus-Statue erinnern ebenso an „Lost“ wie der schwarze Nebel aus dem sich Hades materialisiert. Entmaterialisiert werden Götter genau wie die Besatzung der „Enterprise“ beim Beamen. Percys Leuchtschwert kann einfach nicht ernst gemeint sein - wie eigentlich der ganze Film. Vielleicht ist es ja auch nur ein überlanger Trailer für irgendeine TV-Serie.