11.11.08

Bloody Sunday (Wiederaufführung)


GB 2002 (Bloody Sunday) Regie: Paul Greengrass mit James Nesbitt, Allan Gildea, Gerard Crossan 107 Min.

Unter dem Namen "Bloody Sunday" ist ein Massaker an friedlichen Demonstranten 1972 in London-Derry in die Geschichte eingegangen. Regisseur Paul Greengrass ("United 93", zwei "Bourne"-Filme) rührt nach dem Kochbuch des kämpferischen Films eine Anklage gegen die Mörder in britischer Uniform an. Ein paar Personen werden stellvertretend für die Parteien, für die Gemäßigten und die Scharfmacher auf beiden Seiten vorgestellt, die IRA darf nicht fehlen.

Wie die notwendigen Stichworte bleiben auch die Figuren papiertrocken. Der protestantische Führer der Bürgerrechtsbewegung Ivan Cooper versucht, zu beruhigen. Ein jugendlicher Unruhestifter will nicht wieder ins Gefängnis. Der Belagerungs- und Kriegszustand wird anhand von Schlachtplänen deutlich. Die aufgeregte Handkamera will ganz nahe dabei sein. Das ist Schulfernsehen mit den notwendigen Schlagworten, ausgewogen und ohne Leben. Aber all diese falsche Bemühtheit kann die Wirkung des Unfassbaren nicht verhindern, wenn die furchtbare Hinrichtung durch die Soldaten unter Schreien und Weinen der Frauen stattfindet. Wie anders wirkte da doch "Im Namen des Vaters", ein alter Berlinale-Sieger von Jim Sheridan, der jetzt als Produzent mitwirkte. Und auch der gleichnamige U2-Song ist viel emotionaler. Trotzdem erhielt "Bloody Sunday" völlig unverdient den Goldenen Bären der Berlinale 2002.