16.7.08
Mamma Mia!
USA, GB 2008 (Mamma Mia!) Regie: Phyllida Lloyd mit Meryl Streep, Pierce Brosnan, Amanda Seyfried 109 Min. FSK: o.A.
Wer es noch nicht gesehen hat, darf sich riesig freuen. Wer es kennt, wird begeistert aufschreien: Das ABBA-Hitmusical „Mamma Mia!“ ist im Kino angekommen. Der größte Karaoke-Hitfilm seit langem, ein Mitsinger und dank knackiger Seniorenbesetzung mit Meryl Streep und Pierce Brosnan auch ein Hingucker!
Seit neun Jahren ein Riesenerfolg auf den Musicalbühnen und seit dreißig Jahren Ohrwürmer: Die Lieder von ABBA funktionieren auch noch zwei Jahrzehnte nach Auflösung der schwedischen Band generationsübergreifend. Deshalb musste man einfach eine schöne Sommergeschichte um sie herum stricken:
Anlässlich ihrer Hochzeit sucht Sophie (Amanda Seyfried) ihren wirklichen Vater und stöbert in Mama Donnas (Meryl Streep) Vergangenheit herum. Die hat im Sommer vor Sophies Geburt gleich mit drei Männern „Pünktchen, Pünktchen, Pünktchen“ gemacht, wie ihr Tagebuch erzählt. Da die niedliche Sophie die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen hat, lädt sie gleich alle drei Kandidaten für die Vaterschaft zur Hochzeit auf die griechische Trauminsel, wo Mama ein baufälliges Hotel hat und wo damals die drei wilden Rocker mit Donna...
Ein grandiose Riege von möglichen Vätern sitzt bald zusammen in einem Boot, beziehungsweise in der peinlichen Situation: Der Abenteurer und Reisejournalist Bill (Stellan Skarsgård), der völlig unspontane Bürohengst Harry Bright (Colin Firth) und der obercoole Sam Carmichael (Pierce Brosnan) folgen erneut dem Ruf der Sirenen. Gleichzeitig vereinigt Donna ihre wilde Mädchenriege von früher und die drei „Dynamos“ rotieren mit und ohne Alkohol sofort auf vollen Touren. Spaß, Verwicklungen, etwas Romantik und vor allem: 19 alte ABBA-Songs machen aus diesen chaotischen Hochzeitsvorbereitungen den größten Wohlfühler und Spaßmacher seit „My big fat greek wedding“.
Die Lieder von „Dancing Queen“, über „Take A Chance On Me“ und „I Have A Dream“ bis zum Titelsong „Mamma Mia“ sind derart unverschämt populär, dass man einfach nur eins machen kann: Mitsingen! Dass auf der Leinwand heftigst und immer wieder gesungen wird, erscheint als das Natürlichste der Welt. Wie anders können sich die Freundinnen von Donna nach dem Wohlergehen der aufgelösten Mutter erkundigen, als mit „Chiquitita, tell me whats wrong?“ Meryl Streep, die anfangs burschikos in Latzhose durch das Chaos-Hotel stapft, singt wie alle anderen selbst und schafft es dabei tatsächlich, die Verwirrung eines jungen, verliebten Mädchens auf die Leinwand zu bringen. Dazu gibt es kurze, umwerfend komische Visionen, wie die drei gestandenen Herren damals als harte Rocker aussahen. Überhaupt nutzt „Mamma Mia!“ die Möglichkeiten des Musicals für Spaß und bunte Träumereien. Die US-Produktion, deren Kontrolle die beiden B’s von ABBA (Benny Andersson and Björn Ulvaeus) auch nicht aus der Hand gaben, ist so näher am Bollywood-Film oder an den Song-Medleys von Baz Luhrman („Strictly Ballroom“, „Moulin Rouge“) als an Hollywood-Trällereien. Dazu passen zwischenzeitlich hemmungslos übertriebene Massenszenen und ein griechischer Chor, der diesmal ein herzlicher Haufen Einheimischer ist, die alles laut lachend oder mit leidend mitsingen. Nach „Mamma Mia!“ ist „Waterloo“ endgültig nur noch ein Lied, an Niederlage ist bei diesem Siegeszug der guten Laune nicht zu denken.