8.7.08

Jugend ohne Jugend


USA 2007 (Youth Without Youth) Regie: Francis Ford Coppola mit Tim Roth, Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara 124 Min. FSK: ab 12

Zehn Jahre ist es her, seit Francis Ford Coppola seine letzte Regie mit dem Umwelt-Gerichtsfilm „The Rainmaker“ ablieferte. Eine ganze Generation sporadischer Kinogänger wird nichts mit dem „Paten“ des Mafiafilms und dem „Redux(-ierer)“ von „Apocalypse Now“ anfangen können. Oder ihn als den genialen Schöpfer vom filmhistorischen Meilenstein „Rumblefish“ kennen, geschweige als Regisseur von Kuriositäten wie dem Horrorfilm „Dementia 13“ oder dem kitschigen Musical „Finian's Rainbow“. Ja, der Vater von Sofia Coppola macht auch Filme! Er hat sogar als treibende Kraft von „New Hollywood“ in den Siebzigern mit George Lucas und Steven Spielberg die Filmwelt so grundlegend verändert, dass Kino ohne ihn heute anders aussehen würde. Doch vielleicht ist es ganz gut, „Jugend ohne Jugend“ ohne jede Erwartung zu sehen, denn einordnen lässt sich die sehr ungewöhnliche bis seltsame Geschichte mit ganz bekannten Gesichtern wie Tim Roth und Bruno Ganz nur schwer. Die Novelle des rumänischen Sprachwissenschaftlers und Schamanismus-Gurus Mircea Eliade erweist sich als Jungbrunnen für den Altmeister, der mutig und frei auf eigene Rechnung filmte.

Schon die ersten Bilder lassen rätseln: Schriftzeichen verschiedener Sprachen und Epoche flirren über die Leinwand, eine Uhr tickt laut. Den 70-jährigen Sprachforscher Dominic Matei (Tim Roth) trifft in Budapest ein gewaltiger Blitzschlag, hebt ihn glühend in die Luft. Chefarzt Professor Stanciulescu (Bruno Ganz) pflegt Matei, stellt fest, dass dieser trotz der eigentlich tödlichen Verwundungen von Tag zu Tag jünger wird. Der erstaunliche Pflegefall baut eine vertrauensvolle Beziehung zu Stanciulescu auf, erzählt ihm von seiner Vergangenheit, seinen Studien zum Ursprung der Sprachen. Die unerklärliche Genesung wird ebenso von Nazis gestört wie von einem Alter Ego Mateis, das immer wieder mit ihm diskutiert. Wir befinden uns am Ende der Dreißiger Jahre, Hitler-Deutschland startet die Eroberung Europas und Dr. Josef Rudolf (auch André Hennicke mit furchtbaren Dialekt), einer dieser wahnsinnigen Naziwissenschaftler, will den Übermenschen Matei grillen.

Coppola macht aus der Novelle etwas ganz Eigenes, stellt in historischen Kulissen Szenen auf den Kopf, erlaubt sich, bei vielem Unerklärlichen die Logik außen vor zu lassen. Und wird zudem so mysteriös wie Lynch: Nach der Flucht vor den Nazis trifft Dominic Matei ein Ebenbild seiner verlorenen Liebe (Alexandra Maria Lara), das wiederum kurz darauf vom Blitz getroffen wird und junges Gefäß verschiedenster Inkarnationen sein wird. Nacht für Nacht verwandelt sich Veronica in immer seltsamer gebärdendere Frauen und spricht immer ältere Sprachen. Eine Erklärung dieses sehr merkwürdigen, schön gefilmten Mysteriums mit einem Hauch Romantik darf man nicht erwarten. Ansätze liefert die Biografie von Mircea Eliade, doch das Rätseln über das Wesen von Sprachen, Seelenwanderung und Wiedergeburt sollte man neugierig selbst auskosten.