8.7.08

Der unglaubliche Hulk


USA 2008 (The Incredible Hulk) Regie: Louis Leterrier mit Edward Norton, Liv Tyler, Tim Roth 110 Min. FSK: ab 12

„Hulk“ ist außer Kontrolle geraten. Aus der Sicht der Action- und Comic-Fans sowie des Marvel-Comicverlages heißt das: Ein Kunstkino-Regisseur namens Ang Lee hat sich den Stoff der Comic-Legende Stan Lee (überhaupt nicht verwandt oder verschwägert) geschnappt und einen Film gemacht, der weder bei den Fans noch an der Kinokasse ankam. Jetzt hat Marvel das Riesenmonster in die Hand genommen, einen Actionregisseur angeheuert und schon macht das Ungeheuer, was man von ihm erwartet: Krach und Kasse.

„Was bisher geschah“ wird im Vorspann rasant zusammengefasst: Bruce Banner (Edward Norton) wurde bei Experimenten für das Militär mit Gamma-Strahlung verseucht und wird immer zum großen, grünen Wüterich namens Hulk, wenn er sich über eine Rechnung oder ein Call-Center aufregt. Weil er jetzt aber tierisch starke Gene hat, jagt ihn die Army, ausgerechnet unter der Leitung seines Schwiegervaters in spe, General Ross (William Hurt). Seine große Liebe Betty Ross (Liv Tyler) kann Bruce nur noch aus der Ferne sehen, weil sein Wüten alles kaputt machen kann. Im brasilianischen Untergrund lernt er, seine Wut zu kontrollieren, sie mit den Bauchmuskel im Zaum zu halten. Eine Pulsuhr hilft auch – neben Normal- und Hohem Bereich hat Hulk sicher auch den Monster-Bereich. Er fängt bei 196 Schlägen an.

Im Bereich des Ruhepulses und auf die Charaktere konzentriert, beginnt Louis Leterrier ("Transporter") seine Action. Er macht es spannend, bis Hulk erstmals in voller, wütender Pracht erscheint. Doch einmal aus der Reserve gelockt, beschleunigt sich die Action-Handlung in den vorgesehenen Bahnen. Bruce Banner sucht den Kontakt zur Zellbiologin Betty und läuft in die Falle des Schwiegerpapas, der mit Abominable eine neue Kampf-Kreatur herangezüchtet hat. Aber im Gegensatz zum ruhigen Wissenschaftler Banner war der abscheuliche Emil Blonsky (Tim Roth) schon immer ein Killer, der es nun nicht abwarten kann, eine genetisch rund erneuerte Kampfmaschine zu werden. Selbstverständlich läuft alles auf den großen Knall zwischen den beiden großen, aber starken Knallköpfen hinaus: Hulk gegen Abominable.

Ohne Mätzchen erfüllt dieser neue „Hulk“ seine Wiedergutmachung bei den Fans. Die Action ist schnörkellos und kommt zum erwarteten Zeitpunkt. Zur Entspannung gibt es ein paar Scherze über Aggressivität im Straßenverkehr und Schauspieler Edward Norton sieht im Computer das Logo vom Norton-Anti-Virus-Programm. Selbstverständlich setzt sich auch die Liebesgeschichte fort, bei der Hulk mal King Kong zitieren darf. Selbst Comic-Autor Stan Lee taucht wieder kurz in seiner Geschichte auf, diesmal als der Senior, der sich einen Schluck aus der infizierten Limonade gönnt. Wo Ang Lee die Größe Hulks in weiten Landschaften ausführlich erleben ließ, macht Leterrier auf Sandkastenspiele auf einer Universitätswiese. Nicht nur der ästhetische Wagemut ist komplett ausgewechselt, auch die Darsteller sind im Gegensatz zur Story alle neu. Aber die meisten Kinogänger wollen Vertrautes sehen und so ist die Zukunft des großen grünen Marketing-Paketes „Hulk“ gesichert.