29.7.08
Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia
USA 2008 (The Chronicles of Narnia: Prince Caspian) Regie: Andrew Adamson mit Ben Barnes, William Moseley, Georgie Henley 144 Min. FSK: ab 12
Fühlst du die Magie auch? Fragt das kleine Mädchen Lucy im Londoner U-Bahnhof als der einfahrende Zug viel Wind macht. Nee! Auch wenn diesmal der Prinz kommt und ganz wie bei Harry Potter ein Zug die vier Geschwister aus dem trüben und zerbombten London ins Kostümland Narnia entführt. Man sieht es wohl, aber es fehlt einem der Glaube. Und damit wären wir beim Kern der Geschichte: Nur wenn ihr glaubt, kommt ein großer Löwe aus dem Wald und hilft euch, die Bösen zu besiegen! An vorderster Front fehlt allerdings dem Filmverleiher Walt Disney der Glaube – dazu später mehr ...
Im zweiten Film der "Narnia"-Reihe verschwinden die vier Pevensie-Kinder Peter, Susan, Edmund und Lucy wieder ins Fabelland Narnia, wo sie große Könige eines sagenhaften Reiches waren. Doch nach einem Jahr ihrer Londoner Zeitrechnung sind dort mehrere Hundert vergangen und Narnia ist zerstört. Es herrschen die Telmarines unter der Fuchtel des intriganten General Miraz (ungewohnt: Sergio Castellitto), der sich gerade den Thron seines Neffen Prinz Kaspian aneignet. Die Pevensie-Kinder vereinigen nun die unterdrückten Fabelkreaturen aus Narnia im Kampf gegen das Terrorregime und bringen den friedensstiftenden Kaspian wieder an die Macht. Das alles kann allerdings nur mit Hilfe des gottgleichen Löwen und Schöpfers Aslan gelingen, doch den sieht mangels Glauben nur die kleine Lucy.
Man muss bei der zügigen Abfahrt ins magische Land an Harry Potter denken, auch wenn der Narnia-Autor C.S. Lewis eine mediale Ewigkeit früher gelebt hat. Die andere Verwandtschaft mit dem „Herrn der Ringe“ seines Freundes Tolkien ist vor allem in den Schlachtszenen unübersehbar.
Der große Unterschied liegt in der heutigen Auswertung: Harry Potter wurde von Warner wie ein Zauberschatz gehütet. Jeder der im Kindergarten einen Zauberlehrling zeichnete, bekam einen Copyright-Anwalt an den Hals. Und der weltweite Starttermin des Films wurde genauso peinlich eingehalten, wie die hochgeheime Veröffentlichung der Bücher. Doch dieser Prinz Kaspian kommt kleckerweise an – oder nicht: Mal hier eine Preview, dann läuft er in einer Sneak ... So geht ein Filmverleih nicht mit Material um, an das er selber glaubt! In den USA hatte der erste Film „Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia“ nach 10 (Weihnachts-) Wochen bereits doppelt so viel Geld eingespielt wie der Nachfolger, dessen Vorlage der vierte Roman von sieben ist.
Für die Details einer weiteren großen Saga-Welt mögen sich etwaige Fan begeistern, nüchtern betrachtet wirken Fabelwesen wie die Minotauren und die Zentauren sehr albern. Man weiß genau, in kurzer Zeit sind diese digitalen Kreationen so verstaubt wie Ray Harryhausens Stop-Motion-Figuren in „Jason und die Argonauten“ (1963) oder seinen Sindbad-Filmen. Und bei der fechtenden Supermaus wünscht man sich den viel witzigeren Degen-Kater mit der Stimme von Antonio Banderas aus „Shrek“ herbei - Humor entschlüpft den britisch zusammengekniffenen Lippen des Narnia-Films für Jugendliche ohne viel Film- und Fernseherfahrung sehr wenig. Apropos spanischer Dialekt: Der zeichnet hier die gegnerischen Telmarines aus und macht sie höchstens unfreiwillig komisch.