26.11.07

Playtime


Fr 1967 (Playtime) Regie Jacques Tati 82 Min. FSK: 6
 
Die wunderbar restaurierte Fassung von "Play Time" aus dem Jahre 1967 ist ein Fest für Augen und Herzen. Der umwerfend komische, erstaunlich hellsichtige Parodie "Moderner Zeiten" wirft Tatis Hulot und eine Gruppe amerikanischer Touristinnen in ein hypermodernes Paris der späten Sechziger. Dass sich die Figuren immer wieder die Nase an den vorherrschenden Glasfronten und -türen einrennen, ist symptomatisch für das Missverhältnis zwischen Mensch und Fortschritt. Mit unerschütterlicher Neugierde und Freundlichkeit entdeckt der Pfeifenraucher Hulot trotzdem die Besonderheiten moderner Sitzmöbel, erlebt eine völlig chaotische Restauranteröffnung und kommt einer sympathischen Amerikanerin näher. Dass Tati einen völlig verstopften Kreisverkehr zur Rush Hour nicht in aggressive Stimmung umkippen lässt, sondern ihn zu einer amüsanten Karussellfahrt verzaubert, zeigt die wunderbare Fantasie dieses verehrten und geliebten Filmemachers.
 
Viele Details, etwa dass im Reisebüro die ganze Welt von der gleichen Hochhausarchitektur beherrscht wird, erstaunen durch die Hellsichtigkeit dieser 60er-Weltsicht. Dass sich bei aller Tücken der Objekt ein freundlicher, hilfsbereiter Mensch durch die extrem eckige und kantige Welt schlägt, macht den verstorbenen Tati so liebenswert und hält seine Meisterwerke "Mon oncle", "Die Ferien des M. Hulot", "Traffic" und "Jour de Fete" ewig frisch. In seinem unwiderstehlichen Optimismus ähnelt Tati dem Türsteher in "Play Time", der nachdem die Glastüre längst zu Bruch gegangen ist, noch immer den schweren, bronzenen Türgriff ohne Anhang auf und zu schwenkt, um den schönen Schein zu wahren.