13.11.07

King of California


USA 2007 (King of California) Regie: Michael Cahill mit Michael Douglas, Evan Rachel Wood, Allisyn Ashley Arm 93 Min. FSK: ab 12
 
Was wäre das Kino ohne seine Spinner. Nicht die vor und hinter der Kamera, die Regisseure, Schauspieler und Produzenten sind diesmal gemeint, sondern die Figuren, die erschreckend heftig aus der Normalität ausbrechen. Die angepasste Bürgerlichkeit um und in einem hält erschreckt den Atem an. Doch wenn diese aus dem gesellschaftlichen Konsens Verrückten dann doch wieder die Wahrheit finden, wenn sie abseits der alltäglichen Tretmühle den klaren Blick im wirren Gesicht bewahren, jubelt die Seele der kleinen und großen Rebellen in jedem.
 
Das war so beim "König der Fischer", als Robin Williams den Gral mitten in New York fand. Das war auch bei "Harold und Maude" und als Jack Nicholson das "Kuckucksnest" unsicher machte. Nun wird Michael Douglas zum kalifornischen Don Quixote und was man dem alten, reichen Herrn auch immer an biederem Image anheften wollte, darf man hier schnell vergessen.
 
Mirandas (Evan Rachel Wood) Vorfreude auf die Rückkehr des Vaters ist sehr gemischt: Zwar hat sie ihn vermisst, aber eigentlich ging es der 17-Jährigen alleine besser, in der Zeit als Papa Charlie in der Psychiatrie saß. In ihren Erinnerungen ist er der liebevolle Spinner, der wundervolle Sachen für sie machte. Aber auch der kompromisslose Eigenbrödler, der dem Kind das Leben in der Schule und sonst wo sehr schwer machte. Die Mutter verließ beide und so lernte Miranda früh, alleine zurecht zu kommen. Das Mädchen unterschrieb Entschuldigungen wie Fahrerlaubnisse, verdiente Geld und legte die Behörden rein.
 
Nun gibt Charlie zuhause wieder richtig Gas - mit einem Plan, die permanente Finanzkrise der Familie zu lösen. Die Suche nach einem Goldschatz aus spanischen Tagen Kaliforniens sieht aber stark nach einem neuen Schub manisch-depressiver Psychose aus. Doch Miranda macht mit und so beginnt über Golfplätze, Highways und Supermärkte eine ungewöhnliche Reise durch Kalifornien. Letztendlich liegt der geheime Fundort genau unter dem Lager eines Baumarktes. Eine ganz besonders verrückte Aktion ist jetzt vonnöten...
 
Mit einer etwas schrägen Perspektive lässt sich die Poesie des Alltags entdecken - und davon hat "King of California" reichlich. Sei es ein Bass-Solo auf der Veranda, bei dem Charlie mit den Motten jammt oder Mirandas Traum von einer Geschirrspülmaschine. Dieser ebenso einfühlsame wie komödiantische Film packt sofort mit seinen schrägen Figuren und ihrem rätselhaften Verhalten. Aber trotz irrer Nahaufnahmen des wirr bärtigen Gesichts von Douglas als moderner Don Quixote verrät der äußerst sehenswerte Film seine Figuren nie. Das schwierige, aber innige Verhältnis von Vater und Tochter ist ebenso mit Respekt und Liebe gezeichnet, wie die verrückten Aktionen Charlies. Als Sonderbonus dieses schönen Filmtrips ist die Zersiedelung Kaliforniens zu betrauern, ein guter Gegenfilm zur Weinreise "Sideways".