19.11.07

Machtlos


USA, Südafrika 2007 (Rendition) Regie: Gavin Hood mit Jake Gyllenhaal, Reese Witherspoon, Alan Arkin 120 Min.
 
"Rendition" lautet der Originaltitel dieses Films und verweist direkt auf den Kern seines Themas: "Extraordinary rendition" - außergewöhnliche Verurteilung, so harmlos kommt der Begriff daher, der Menschenrechte mit einem bürokratischen Federstrich außer Kraft setzt. Eine politische Absurdität, mag man denken, bis man den Gefolterten schreien hört! Erschütternd, packend, nüchtern analysiert und raffiniert erzählt. "Machtlos" mag so ein Film gegenüber tausendfach schreiendem Unrecht sein, doch er gibt sich mutig und engagiert.
 
Langsam mag man es glauben, dass Hollywood ein Hort linker Umstürzler ist: Schon wieder so ein Film, der die Bush-Politik mit dem hirnrissigen "Krieg gegen den Terror" bloßstellt. Oder liegt es daran, dass jeder mit einem Funken Verstand erkennt, wer die eigentlichen Brandstifter sind? "Machtlos" macht äußerst komprimiert an einem Fall Zusammenhänge klar und stellt durch Verschachtelung der Zeiten die Frage, wo der Anfang von Gewalt und Gegengewalt eigentlich liegt.
 
Am Anfang und am Ende des Films explodiert die gleiche Bombe eines Selbstmordattentäters - schon dieser Zirkelschluss stellt ein Fanal dar. Nichts wird sich ändern! Obwohl der junge CIA-Analytiker Freeman (Jake Gyllenhaal) energisch versucht, den Fall - sein erster - aufzuklären. Denn Freeman war vor Ort, ein Kollege starb in seinen Armen. Nun verfolgt der engagierte Freiheitskämpfer im Staatsdienst erschrocken, wie ein lokaler Polizeichef den einzigen Verdächtigen Anwar El-Ibrahimi (Omar Metwally aus "München") foltern lässt. Es sind die gleichen Methoden mit denen schon die spanische Inquisition "Erfolg" hatte: Wenn man einen Menschen nur lange genug quält, gibt es alles zu. Der Chemiker Anwar El-Ibrahimi, gut verdienender amerikanischer Staatsbürger, wurde während eines Fluges von Ägypten in die USA entführt. Seine Frau (Reese Witherspoon) bleibt ohne Nachricht zurück, die Behörden leugnen und verschweigen, bis eine Kreditkarten-Rechnung vom Einkauf über den Wolken beweist, dass er im Flieger saß! Doch die Nachforschungen eines befreundeten Staatsdieners stoßen auf Schweigen. Auf mehr als Schweigen, denn die über alles informierte Politikerin (Meryl Streep) opfert zynisch und kalt Menschen (-rechte) für ihr Verständnis von "Freiheit". Derweil spielt sich in dem nordafrikanischen Land des Anschlags ein Liebesdrama ab, an dem auch der folternde Polizeichef beteiligt ist...
 
Im Gegensatz zu Redfords Redefilm "Von Löwen und Lämmern" oder Winterbottoms sehr an dokumentarischer Wahrheit haftendem "Road to Guantanamo" treibt hier Handlung die Erkenntnis voran. Die Erkenntnis schuldhafter Verantwortungslosigkeit. Ein klug packender Film, wie ein Schrei in der großen Unterhaltungs- und Ablenkungsmaschine Kino.