13.11.07

American Gangster


USA 2007 (American Gangster) Regie: Ridley Scott mit Denzel Washington, Russell Crowe, Chiwetel Ejiofor 157 Min. FSK: ab 16
 
Der Pate stand Pate
 
Selten wurde ein Projekt mit ewig langem Vorlauf derart exzellent auf den Punkt gelandet. Ridley Scott macht aus dem Leben des schwarzen Drogen-Paten Frank Lucas mit Hilfe eines wieder mal genialen Denzel Washington ein packendes Gangster-Epos.
 
Gleich in den zwei ersten Szenen nimmt Denzel Washington den Film und das Publikum für sich ein. Ohne ein Wort zu sagen. Dieser Ausnahmeschauspieler wird auch den über lange Strecken undramatischen, epischen Handlungsverlauf tragen. Denzel ist der freundliche, zurückhaltende Familienmensch und Wohltäter von Harlem, Frank Lucas. Aber Lucas ist auch der jähzornige, brutale Killer, der jede Dummheit in seiner Umgebung gnadenlos abstraft.
 
Seine Karriere als Drogen-Boss beginnt, als Frank Lucas das Territorium seines Paten und verbrecherischen Ziehvaters übernimmt. Samt dessen Theorie, man müsse die Ware direkt bei der Quelle holen. So fliegt Lucas eigens nach Thailand, wo sich die US-Soldaten vom Vietnamkrieg erholen und den Horror mit Drogen erträglich machen. Im Dschungel bestellt er gleich hunderte Kilo Heroin und lässt sie mit Militärmaschinen in den heimkehrenden Särgen einschmuggeln. So kann er sein "Blue Magic" unverschnitten zum halben Preis anbieten.
 
Auf der anderen Seite steht der einfache und ehrliche Polizist Richie Roberts. So ehrlich, dass er aus dem Polizeidienst geekelt wird, denn schmutziges Geld - eine Millionen aus dem Kofferraum eines verlassenen Autos - behält man oder man verteilt es unter Kollegen, aber man gibt es auf keinen Fall offiziell an. Ritchie lieferte es ab und sich damit der Verachtung aller Kollegen aus. Als Chef einer geheimen Spezialeinheit wirkt er nun wie ein Amateur im dicken Drogengeschäft. Aber unermüdlich arbeitet er sich an die Großen der Szene ran, die sich mehr und mehr wie alberne Showstars aufführen, affige Klamotten anziehen und sich als unverwundbar empfinden. Nur Frank hält bis auf einen Moment der Schwäche das Cover eines einfachen Mannes.
 
Genauso großartig wie seine Mimik ist der Gang von Denzel Washington - dieses tänzelnde Schreiten macht ihm keiner nach. Dieser "American Gangster" schreitet gleichfalls enorm sicher und stetig voran: Schon allein die Abläufe des Drogenhandels sind hochspannend inszeniert. Als sich dann die Schlinge um den Hals von Frank zuzieht, setzt Ridley Scott ein paar große Momente der Gangster-Genres drauf. Die Verweise zum "Paten" sind unübersehbar. Während eines Gottesdienstes vollzieht sich Franks Karriere-Wende in weiß-rot, Blut spritzt auf reinstes Kokain.
 
Wenn sich dann die Gegner von über zwei Stunden großer Gangster-Saga endlich gegenüber stehen, tauschen sie wieder nur Blicke aus. Beim folgenden Rededuell notiert man die beiden schon mal auf dem Tipp-Zettel für die nächsten Darsteller-Oscars.